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Servicewüste?

Gestern begab es sich wieder einmal, dass mein Auto mich informierte, dass der Tank nahezu leer wäre. Also habe ich mich zwangsläufig mit dem Gedanken angefreundet musste, in der deutschen Servicewüste eine halbwegs akzeptable Tankstelle anzusteuern.

Meistens nutze ich dafür eine Discounttanke, die weder belegte Brötchen noch Zeitschriften oder Schokoriegel feilbietet, sondern an der Kasse nur eine Kassiererin nebst Kasse und Wechselgeld parat hält. Famos! Übersichtlich! Zweckmäßig! Allerdings hat es diese Tanke seit kurzem nicht mehr nötig, vor 8 Uhr morgens zu öffnen oder länger als 20 Uhr zu bedienen. Das ist schade.

Also musste ich zum britischen Öldealer mit der gar nicht maritim anmutenden Muschel. Das ist immer etwas anstrengend… Da tankt man nicht nur so einfach und bezahlt, nein!

Haben Sie eine ADAC-Karte?

Nein.

Haben Sie eine Clubsmartkarte?

Nein.

Möchten Sie ihr Auto waschen?

Nein.

Möchten Sìe einen kostenlosen Kaffee oder ein anderes Heißgetränk?

N…. was?

Kaffee. Kostenlos?

Äh, JA. Gerne.

Der freundliche Herr an der Kasse drückt mir darauf hin einen Pappbecher in die Hand und weist mir den Weg zum Kaffeeautomaten. Dankeschön, das ist ja mal ein Service. Wahnsinn.

Ich drücke „Latte Macchiato“. Nichts passiert.

Ich drücke „Café Crème“. Nichts passiert.

Dann erkenne ich den Hinweis, dass der Servicebehälter geleert werden möchte. Alles klar, hoch frequentiertes Gerät benötigt Zuwendung. Kein Kaffee, wenn das Kaffeemehl nicht automatisch in den Restecontainer entsorgt werden kann. Kapiert. Nun, dann hat Kakao. Der braucht ja nur Pulver. Ist ja auch lecker.

Im Auto nehme ich den ersten Schluck. Hm… ziemlich geschmacksneutral. Und beim näheren Hinsehen auch auffällig weiß…

Ich habe einen lauwarmen Becher Wasser mit Milchpulver geschenkt bekommen.

Doch Servicewüste. Ich bin beruhigt.

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Ab hier ist nichts mehr unmöglich

Es gibt Momente, da ahnt man bereits nix Gutes. Wie heute im Büro. Es ist schon immer höchst verdächtig, wenn Kunden mit Rufnummernunterdrückung anrufen. Die haben sich was bei gedacht. Wenn also im Display keine Nummer steht, sondern nur #####, dann ist es denkbar, dass man gleich böse angemotzt oder jemand richtig ausfallend wird. Manches Mal hat man auch den Eindruck, Stiftung Warentest prüft die Beratungsqualität mit ganz besonders blöden Fragen.

Also seh ich die ##### und überlege ernsthaft, das Gespräch einfach nicht anzunehmen. Aber das Pflichtbewusstsein lässt mich den Hörer abnehmen.

Ich flöte also meinen Begrüßungsspruch und stelle mich auf ein schwieriges Gespräch ein. Doch es kommt zunächst keine Antwort. Statt dessen undefinierbares Geraschel.

Icke: hallo?

Typ: Jaaa….

(Oh Gott, der klingt irgendwie weinerlich. Hab ich vielleicht einen Anruf aus der Erbfallhotline erwischt?)

Icke: mit wem spreche ich denn?

Typ: Momeeent, icb suche noch die Unterlagen.

(Aha, doch nur ein unvorbereiteter Armleuchter)

Typ: warten Sie bitte?

Icke: natürlicb.

(Armleuchter sind deutlich angenehmer als Choleriker)

Derweil Geraschel und hin und wieder ein Schniefen

(oh hilfe! Der arme Mann weint tatsächlich!)

Ein Blick auf das Display sagt mir aber, dass der Anruf für die Wohnriester-Hotline ist

(Naja, es sterben auch Riester- Kunden, sicherlich kommt gleich eine herzzerreißende Geschichte…)

Typ: Sind sie noch dran, Frau MCL?

(Hä? Kenne ich den? Ach nee, hab mich ja mit Nachnamen gemeldet)

Icke: Ich bin noch dran.

Typ: Moment…

(wie blöd muss man sein, um
unvorbereitet irgendwo anzurufen? naja, vielleicht hat der arme Mann tatsächlich einen Schicksalsschlag erlitten…)

Typ: ich hab’s gleich

Rascheln, Atmen

Icke: wollen Sie vielleicht erst mal in Ruhe suchen und dann erneut anrufen?

Typ: nein… (schnief) bleiben Sie bitte dran. Haben Sie noch etwas Zeit?

Icke: in Ordnung.

(Gut, ich hab Zeit… mache ich
halt nebenbei Sachbearbeitung. Soll der Armleuchter halt suchen)

Knistern, Rascheln, Atmen

Mitterweile sind 2 (zwei!!!!) Minuten vergangen. Das wird mir jetzt doch zu blöd!

Icke: hören Sie mal, das kommt mir alles etwas seltsam vor. Suchen Sie mal in Ruhe, sammeln Sie sich und dann rufen Sie nochmal an. Okay???

Typ: Nein, ich möchte nur noch Ihre M**** l******?

Icke: WIE BITTE??????

(Der hat doch hoffentlich von Uschi und Ecken gesprochen???)

Stöhnen, Knistern

Typ wiederholt seine Bitte, und es reimt sich lediglich. Nicht verhört.

Icke: PERVERSES SCHWEIN!

Toll. Ich hatte ungefragten Telefonsex. Der erste bekannte Fall in der Firma seit Erfindung des Telefons. Es fühlt sich an, als wurde ich benutzt, missbraucht.

Nun ist alles möglich. Nichts mehr unvorstellbar.

Heute habe ich recht früh Feierabend gemacht.

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…und heute so?

Heute so:

Kollege steht bei mir und erläutert ein Problem. Aus dem Augenwinkel sehe ich, dass er sich aus unserer Telefonanlage nicht abgemeldet hat und im Nebenzimmer gerade sein Telefon klingelt. Da er nicht rangehen kann (sitzt ja gerade neben mir und rhabarbert…), verteilt die Telefonanlage das Gespräch nach 3x erfolglosen Klingelns an den nächsten freien Kollegen, der auch in der Telefonanlage angemeldet ist. Das bin ich.

Kollege bricht sein Rhabarbern also ab und entschwindet in sein Büro, nachdem ich mich dem Telefon zugewandt habe.

Derweil teilt mir die Anruferin mit, sie würde gerne meinen Kollegen sprechen – ob er denn noch erreichbar wäre? „Da haben Sie aber Glück, denn er war gerade noch in meinem Büro und daher weiß ich 100%ig, dass er noch da ist!“ sage ich noch frohen Mutes und stelle das Telefonat zurück auf seine Telefonnummer.

Leider erhielt mein Kollege in der Zeit einen Anruf und ich höre nur das Besetzt-Zeichen. Also schreibe ich ihm eine Notiz, dass er – nennen wir sie mal Frau Müller – bitte nochmal anrufen soll. Sie hatte ihrerseits eine Notiz vorgefunden, dass Sie sich bei meinem Kollegen melden soll und weiß daher gar nicht, worum es geht.

Kollege sieht meinen Notizzettel, sieht den Namen Müller und ruft sich seine Emails auf, um nochmal zu schauen, worum sich der Fall drehte und ruft den Absender – Herrn Müller – zurück.

Herr Müller ist allerdings nicht erreichbar, dafür hat er jetzt wieder den gleichen Kollegen an der Strippe, den er Vormittags darum gebeten hat, Hernn Müller eine Rückrufbitte zu hinterlassen. Auf die Bitte hin, Herrn Müller sprechen zu wollen sagt wiederum der Kollege von Herrn Müller, dieser wäre nicht erreichbar, da er in einem Kundentermin steckt.

Mein Kollege so: „Hä? Aber Herr Müller hat doch gerade um Rückruf gebeten?!?!“

Herr Müllers Kollege so: „Kann nicht sein – der berät schon seit einer Stunde!“

Darauf hin schaut sich mein Kollege meinen Notizzettel genauer an und sieht, dass Frau Müller um Rückruf bittet.

Also lässt er sich mit Frau Müller verbinden, die keine Ahnung hat, warum sie meinen Kollegen anrufen sollte.

Erst dann klärt sich auf, wer wen anrufen sollte und wie es zu dieser Verwechselung kam.

Mein Kollege hat zwar immer noch nicht Herrn Müller erreicht und die Frage ist immer noch offen, aber immerhin waren 4 Leute eine ganze Weile beschäftigt…..

 

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Spruch des Tages

Heute früh gab es einen von diesen besonderen Momenten. In einer Kurve kam mir ein Rettungswagen entgegen. Auf meiner Spur. Ohne Tatütata, aber blau leuchtend – na immerhin! Da half nur noch eine Vollbremsung meinerseits.

Als ich das vorhin im Kollegenkreis zum Besten gab, meinte eine Kollegin nur ganz trocken:

„War der noch nicht voll? Müssen die jetzt sparen und Patienten sammeln?“

Ja, die lieben Berliner. Treusorgend, verständnisvoll, zurückhaltend und nüscht davon.

 

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Wundersam

Seltsame Dinge passieren mitunter im Büro!

Eine Zeit lang wunderten wir uns, warum auf Klo das Toilettenpapier rollenweise verschwand, nun wurde ein anderes Betätigungsfeld entdeckt: Erste-Hilfe-Kästen!

Bei uns hängt auf jeder Etage in der Teeküche ein kleines Schränkchen mit Pflaster, Verbandsmaterial und was man halt so braucht, wenn man sich wieder einmal an einem Briefumschlag fast den Daumen abtrennt.

EIGENTLICH sollte über jede Verletzung Buch geführt werden. Es könnte ja sein, dass sich eine kleine Verletzung in eine richtig fiese Sache auswächst und dann ist es super, wenn man im Nachhinein beweisen kann, dass es sich um einen Betriebsunfall handelte. Die Berufsgenossenschaft reißt sich ja ein Bein aus, um einen geschundenen Angestellten wieder flugs an den Schreibtisch zurück zu zerren. Deshalb: Buch führen! Verletzung eintragen! Dem Ersthelfer/ Vertreter zum unterschreiben hinlegen!

Und natürlich wird in einer gewissenhaften Firma auch einmal jährlich überprüft, ob auch der Inhalt noch der Norm entspricht, alles noch steril ist oder etwas nachgefüllt werden muss. Denn hin und wieder werden beispielsweise Pflaster für eine privat erlaufene Blase am großen Zeh eingesetzt oder der eingerissene Fingernagel notdürftig geflickt. So Kleinigkeiten halt.

Heute hat die Zählung ergeben: es fehlen 10 Dreieckstücher.

Bei aller Kreativität: wozu benötigt man 10 Dreieckstücher? Ich kann mir selbst bei einem schwer vorstellen, wozu ich das in einem kaufmännischen Beruf öfters benötigen würde. Wohlgemerkt bei einem Arbeitsunfall. Ständig Ellenbogen stoßen am Kopierer? Arm eingeklemmt im Fahrstuhl? Wieder so blöd auf dem Schreibtisch eingeschlafen, dass das Taubheitsgefühl nicht aus den Extremitäten weichen wollte und man sich den Arm besser am Rumpf festzurrte?

Den kuriosesten Unfall im Büro hatten wir mal zur Weiberfassnacht, als eine Kollegin nicht nur den Schlips eines Kollegen durchschnitt, sondern ihm auch noch mit der Schere in die Hand piekste. Sie haben darauf verzichtet, damit beim Durchgangsarzt vorstellig zu werden.

Aber Verbandstücher???

Ach: die Tüten für abgetrennte Gliedmaßen fehlen auch komplett. Gut- damit könnte man zumindest famos Reste von Geburtstags- oder Urlaubslagen einsacken…Es gibt Kollegen, die regelmäßig nach einer geschmissenen Lage mit Taschen durch die Teeküchen ziehen und abgrasen. Und über Nacht verschwinden auch immer alle leckeren Kekse und es bleiben nur die staubigen übrig.

Trotzdem ist mir nicht klar, was man mit 10 Dreieckstüchern anfängt. Zusammennähen für ein großes Laken, weil sich unerwartet Besuch angekündigt hat? Oder bei Schmuddelwetter immer ein Dreickstuch nehmen, um die Autoscheiben sauber zu wischen?

Leider gibt es immer wieder Geheimnisse, denen man wohl nie auf die Spur kommen wird!

Los ihr Baumwollfetischisten und Lappen-Liebhaber: was habt ihr mit den Dreieckstüchern angestellt?

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Anarchie auf der Straße

Es wird Zeit, neueste Erkenntnisse über das Autofahren kundzutun. Es weiß vielleicht noch nicht jeder, was sich so alles geändert hat, seit dem man die Führerscheinprüfung abgelegt hat:

(Achtung. Ironie! Kinder: die Frau meint das nicht wirklich so! Nicht nachmachen!!)

Frage: Was tut man, wenn einem die Gesetzeshüter das Fahrzeug still legen?

Gegenfrage: liegt das dann auf der Seite oder woran erkennt man das??

Antwort auf Gegenfrage: man erkennt das daran, in dem das Bundesland-Siegel fehlt.

Antwort auf Frage: das was?!? Solange der Tank voll ist, wird mit der Karre gefahren! Blöde Frage. Nächste!

Frage: woran erkennt man eine Sackgasse?

Antwort: an Säcken in Gassen.

Frage: kennst du das Schild, welches auf eine Sackgasse hindeutet?

Antwort: Schilder? So wie im Mittelalter bei Schlachten und so?

Frage: stell dir vor, du fährst in eine Sackgasse. Die Straße ist nach 100 Meter auf deiner Spur komplett gesperrt, weil sich dort eine Baustelle befindet. Gestern war die Baustelle dort noch nicht und das Schild „Sackgasse“ hast du ignoriert, weil das gestern dort noch nicht hing. Was tust du?

Antwort: ich biege links parallel zur Straße auf den Bürgersteig ab und fahre auf diesem weiter. Fußgänger können ja schnell ausweichen und Wege sind schließlich da, wo man durchkommt.

Frage: du gerätst in einen Stau. Neben dir sind Autos soweit das Auge reicht. Rechts ist eine große Parklücke. Was tust du?

Antwort: ich eröffne in der Parklücke eine neue Fahrspur und überhole die doofen Deppen alle von rechts. Genauso nutze ich auch Autobahnauffahrten. Warten ist was für Looser!

Frage: du möchtest von einer zweispurigen Straße rechts abbiegen. Auf welcher Spur ordnest du dich ein?

Antwort: auf der linken. Ich fahre immer links.

Nächste Frage: du bist dieses Mal auf einer dreispurigen Straße und möchtest nach links abbiegen. Welche Spur wählst du?

Antwort: die außen rechts.

Frage: ein Fahrer auf der mittleren Spur wird von dir beim Abbiegen geschnitten und hupt. Was nun?

Antwort; was erlaubt sich dieser Rowdy?? Als erstes Bremse ich den voll aus und bleibe stehen. Wenn dieser Wegelagerer überholen will, gebe ich Gas. Falls er dann doch weiter fährt: Vollbremsung. Dann überholen lassen, mich hinter ihm klemmen, volle Pulle Fernlicht anreißen und Hupkonzert. Bei meinem Auto ist schließlich die Vorfahrt eingebaut.

Frage: an einer roten Ampel stehen wartende Autos. Du wärest ungefähr das 8. Fahrzeug in der Reihe. Siehst du eine Alternative?

Antwort: klar! Ich überhole alle von links und setze mich noch bei rot vor das erste Fahrzeug. Dann bin ich vorne und die anderen können meinen Staub fressen.

Frage: du fährst Motorrad?

Antwort: neee!

Frage: Ferrari? Oder Mini Cooper S? So einen kleinen wendigen Flitzer wie in „the italian Job“??

Antwort: ich fahre einen Sprinter mit Anhänger samt darauf befindlichen Bagger.

Ich danke allen daran Beteiligten Verkehrsteilnehmern für diese amüsante Woche in Berlin. Und ich möchte meinem Schutzengel danken. Danke, dass Du immer für mich da bist und mich vor allen Idioten schützt.

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Fundstück

Aus Versehen habe ich letzten Samstag eine neue Couch gekauft. Ja, sowas mache ich schon mal spontan, wenn die Couch perfekt ist. Die alte Couch hat eine durchgesessene Stelle, quietscht an einer anderen und wäre perspektivisch erst im nächsten Jahr „dran“ gewesen, aber wenn man etwas dringend braucht, findet man unter Garantie nichts.

Die neue Couch kommt in 8 Wochen, voraussichtlich in der Weihnachtswoche. Perfekt! Somit kann ich sie als Weihnachtsgeschenk deklarieren und schon ist die Aktion nur halb so dekadent.

Da das Möbelstück nun anders im Raum steht, zieht der Fernseher an eine andere Wand. Die vorher neu gestrichen werden muss.

Die Möbel, die an besagter Wand stehen, müssen natürlich auch weg. Ein Regal tauscht quasi mit dem Fernseher den Platz, der Sekretär wandert ins Esszimmer. Dorthin, wo jetzt das Vertiko steht, was an die gegenüberliegenden Wand steht. Dafür muss das dort beheimatete Klavier zum Regal ins Wohnzimmer.

Alles klar?!? Ich frage das morgen ab!!!

Das Esszimmer will ich sowieso seit 3 (!!!) Jahren mal zu Ende tapezieren- weiße Wände mit weißer Tapete zu bekleben war mir irgendwie nicht so dringend… und die Zimmerdecken haben nach der Montage neuer Leuchten auch spachteln, schleifen und streichen nötig.

Ich bin etwas abgeschweift… Was ich eigentlich erzählen wollte:

Heute räume ich das Vertiko leer und traue meinen Augen nicht:

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Ja, es ist eine Scheibe Baguette mit Erdbeermarmelade.

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Fooddesigner tüfteln lange an dem perfekten Plastikmodell für Dekozwecke, bei uns liegen perfekt mumifizierte Stullen hinten im Schrank rum.

Ich brech weg vor Lachen!!!

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Gelb

Düsseldorfer lesen offenbar nicht auf meiner Seite mit, daher musste ich tatsächlich selbst bei Google nachschlagen:

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Die gelbe Phase der Fußgängerampeln ist sowas wie ein Pilotprojekt ohne Verfallsdatum. Ziel war es, den Fußgänger möglichst feinfühlig auf das plötzliche, unerwartete, ja mitunter schroffe Rotlicht vorzubereiten. Das sanfte Gelb ist eine Verlängerung der Gehzeit, so dass keiner hetzen muss. Soweit so gut. Es hat nur noch keiner bemerkt, dass so ein Pilot von Natur aus auf eine kurze Dauer ausgelegt ist. Der Modellversuch stammt aus dem Jahr 1953 und läuft ungeniert weiter, auch wenn es die Gelbphase laut Straßenverkehrsordnung überhaupt nicht gibt. Jedenfalls würde ein Rückbau dieser Lichtanlagen Geld kosten – also lässt man es doch lieber so, wie es ist.

Es ist also eine Mischung aus Beamten-Dreisatz, Alleinstellungsmerkmal und Gewohnheit mit einer Prise Ironie.

Da sich vielleicht nicht jeder Passant aus dem Zusammenhang gerissen die Benutzung eines dreifarbigen, lichtsignalgeregelten Fußgängerüberweges selbst erklären kann, gibt es eine gut verständliche, mehrseitige Bedienungsanleitung. Sehr empfehlenswerte Lektüre! Und nein: das ist keine Verarsche, sondern total ernst gemeint.

Danke, liebe Stadt Düsseldorf, für diesen lustigen Bildungsbeitrag!

Leider lässt sich aus so einem gelben Balken nicht so ein profitbringender Hype herausschlagen wie das ganze Gedöns rund um das Berliner Ampelmännchen.

 

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Aufreger Nr. 4

Ich sitze hier in einem kleinen, dunklen und mit zusammengewürfelten Tischen und Stühlen möblierten Büro und versuche, die aufsteigende Übelkeit zu verdrängen. Das Büro gehört zu einer Polizeidienststelle, die in einer Art Baracke untergebracht ist und von außen eher aussieht wie ein Intershop auf der Transitstrecke Berlin-Zarrentin. Ein wirklich bemühter junger Polizist nimmt gerade eine Anzeige im Zweifingeradlersuchsystem auf wegen versuchten Betruges, Nötigung, übler Nachrede und Bedrohung. Ab und zu frage ich mich, was hier gerade passiert und fühle mich wie im falschen Film.

Lieblingskerl hat in einem gierigen Sparanfall versucht, bei Quoka ein Handy zu kaufen. Superschnäppchen! Alles ganz locker per Telefon abgeklärt. Der Verkäufer hat auch in wenigen Minuten das gute Stück eingepackt, zu UPS gebracht und an unsere Adresse versandt. Lieblingskerl sollte nur noch bei der Post das Geld anweisen. Für meine Begriffe etwas zu spät gingen bei ihm dann doch noch die Alarmglocken an, als ihm eine Sendungsbestätigung aus Kiew erreichte. Ohne Sendungsnummer. Auch die nette Frau bei der Post fand das seltsam und riet ihm, statt einer Überweisung lieber eine Anzeige zu tätigen.

Der Verkäufer fand das irgendwie nicht so gut, dass Lieblingskerl dann doch lieber von dem Angebot Abstand nehmen wollte und tobt seit dem. Das Handy klingelt in einer Tour, Mails ohne Ende. Er droht damit, uns Polizei, Feuerwehr und Taxis die ganze Nacht vorbei zu schicken (zum Glück haben wir hier keinen einzigen Pizzalieferservice). Dann würde Lieblingskerl endlich zahlen. Und abends kommen dann auch noch die Russen, wobei er offen ließ, was diese genau bei uns machen sollen. Aber es klingt irgendwie so, als wollten die nicht mit uns Kaffee trinken. Nach der russischen Spezialbehandlung würde Lieblingskerl es sich aber überlegt haben und die Kohle freudig rausrücken.

Dann kündigte der Handyman einen nicht näher bezeichneten Besuch in 25 Minuten an. Mit einer SMS von einem ukrainischen Handy aus, wie ich gerade von Herrn Polizist erfahre. 25 Minuten später stand dann pünktlich die Polizei bei uns vor der Tür. Eine Frau Schmidt rief sie zur Hilfe, weil Lieblingskerl sie bei mir zu Hause angeblich gerade zusammenschlägt. Die Beamten fanden nur weder Frau Schmidt noch einen prügelnden Lieblingskerl. Sie empfahlen allerdings erneut, eine Anzeige bei der Polizeidienststelle aufzugeben.

Und da sitzen wir nun. Bei mir läuft schon das Notfallprogramm an, ich werde wie vor Jahren erst mal an meinem Haus vorbei fahren, um zur Not das Gaspedal durchtreten. Ich rechne mit brennenden Autos und ärgere mich, dass ich noch immer keine Hausratversicherung habe. Heute Nacht stellen wir mal die Webcam in den Vorgarten. Vielleicht habe ich auch das dringende Bedürfnis, mal das hiesige Hotel auszuprobieren.

Danke, Klaus! Schieb Dir das S7 Edge Batman Edition in den Arsch und komm gut unter den nächsten Bus!