Au backe.
Wir sind im Büro 19 Kollegen. Davon sind 6 krank und eine hat ihren freien Tag. Einer arbeitet 2 Stunden im Hamburger Modell. 3 der anwesenden Kolleginnen arbeiten nur halbtags (insgesamt haben 7 Kollegen eine verkürzte Arbeitszeit).
Gestern sah es noch schlechter aus. Da war eine weitere Kollegin krank und eine zweite hatte noch Urlaub. Heute waren wir also schon viiiiel besser besetzt.
In meinem unmittelbaren Aufgabenbereich sind wir 4 Kolleginnen. Eine Kollegin arbeitet nur 6 Stunden am Tag, eine nur an 4 Tagen die Woche. Aber sie ist gerade krank.
Im etwas weiter gefassten Arbeitsbereich gibt es noch 2 Kollegen, die beide gerade mit Rüsselseuche im Bett weilen.
Aktuell bearbeite ich gerade Listen aus meinem Bereich und vertretungsweise auch die Listen der beiden erkrankten Kollegen, die mir nicht gerade locker von der Hand gehen, da ich eine davon noch nie bearbeitet habe. Mein Kollege war noch so nett, mir auf den letzten Pfiff eine Mail zu schreiben und mir seine Liste überzubraten, ohne mit einem Wort zu erwähnen, was ich damit machen muss. Ist nicht schlimm; kann ich mir ja selbst was zu überlegen.
Bei der anderen Liste ist mir aufgefallen, dass ich die ganz anders bearbeiten würde, als mir eine Kollegin es riet. Offensichtlich sind dort Bearbeitungshinweise notiert, die null zutreffen. Meine Kolleginnen versenden sonst immer fleißig Erinnerungsschreiben, obwohl uns eigentlich mitgeteilt wurde, dass die Adresse des Kunden nicht mehr richtig ist und keine neue bekannt ist. Aber das haben die beiden noch nicht bemerkt. Ich ändere die Anschrift auf „unbekannt“ und fertig.
Selbstverständlich versuche ich auch, meine normal Post zu bearbeiten. Und nebenbei die telefonische Erreichbarkeit unseres Teams zu gewährleisten. So sind wir als Team verpflichtet, bis 18:00 ans Telefon zu gehen. Dafür muss man sich einen Tag in der Woche quasi verpflichten, bis abends Telefondienst zu schieben. Den hatte ich heute. Gestern war ich übrigens auch ab 16:00 alleine. Fällt aber keinem auf – war ja keiner mehr da. Statt dessen waren 3 Leute für Montag in der Telefonliste eingetragen. Es hat ja keiner gesagt, dass man sich das sinnvoll aufteilen sollte. Und überhaupt: Definiere sinnvoll!
Heute habe ich mir den Spaß mal richtig zu Gemüte geführt. Wenn ich die Mittagspause rausnehme und die Phasen, in denen ich wegen intensiver Listenbearbeitung mal das Telefon irgnorieren musste, hatte ich 40 Anrufe in 6 Stunden. Also alle 9 Minuten einen anderen Menschen am Telefon. Im Mittel rede ich mit jedem Anrufer 3 Minuten, also bleibt mir für normale Sachbearbeitung jeweils 6 Minuten zwischen dem Klingeln.
Meistens brauche ich einen guten Moment, um mich zu erinnern, woran ich vor dem Telefonat gearbeitet habe.
Mein Hirn fühlt sich an wie Matsch. Daher gab es heute folgende Situationen:
- einmal musste ich einen Anrufer unterbrechen und ihm gestehen, dass ich ihm gerade inhaltlich nicht folgen konnte und er sein Anliegen doch bitte wiederholen möge
- einmal hatte ich keinen Platz mehr auf meinem Notizzettel und unterbrach mit dem Hinweis, dass ich mir erst ein freies Blatt greifen müsste, eh ich die Kontonummer notieren kann
- in der Mittagspause habe ich mir beim Italiener einen Latte Macchiato über das Shirt und die Jeans gekippt – danach bin ich ohne Umwege in mein Zimmer zurückgekehr und einfach mit Headset im Ohr am Schreibtisch sitzen geblieben – die Flecken sind keinem aufgefallen
- auf die Frage hin, ob eine gewisse Sonderregelung auch morgen noch Bestand hätte, habe ich geantwortet: „Haha – das kann man nie so genau sagen!“ und dann noch hinzugefügt, dass ich es aber den Wunsch in meinem Nachtgebet einbauen werde
- einem Anrufer habe ich gefragt, ob er vom Mond aus anruft – es gab da so ein sphärisches Rauschen. Der nahm es aber mit Humor und sagte am Ende des Gesprächs, er würde mir vom Mond aus einen schönen Feierabend wünschen
Und jetzt fällt mir auf, dass da noch nicht mal Telefonate mit dabei waren, dei mir Kollegen weitergeleitet haben. Und das waren mindestens noch 15 weitere Telefonate….
Oh weh, jetzt klinge ich doch ein bisschen weinerlich. Entschuldigt.
Falls meine Mädels also bemängeln, ich würde sie ja gar nicht mehr abends anrufen, liegt das daran, dass ich einfach keine Worte mehr übrig habe.