Berlin ist ja nicht nur Hauptstadt der Republik, sondern auch Hauptstadt des Verkehrschaos.
Am Montag früh bin ich an der Autobahnabfahrt in einen zähen Stau geraten. Beim näher kommen sah ich schon Warndreieck und zwei Autos, die eine Spur blockieren. Unmittelbar daneben saß ein Schulkind am Boden und hielt sich das Schienbein. Und ob ihr es glaubt oder nicht: der sah meinem Sohnemann täuschend ähnlich! Mir war zwar völlig klar, dass er das gar nicht sein kann, aber sofort lief irgendeine Mutter-App bei mir an und ich war total betroffen und habe mitgelitten.
Gestern bin ich mehrfach dem Wahnsinn von der Schippe gesprungen.
Morgens, kurz nach 6:00, drei Meter vor dem Büro: Sirenengeheul hinter mir. Dunkelblauer Transporter in voller Festbeleuchtung. Dachte noch bei mir, o…o… dunkelblau ist Energieversorger, hoffentlich ist nicht irgendwo ne Gasleitung explodiert und schon war der Gedanke wieder weg, weil ich fast einer Kollegin hinten rein gefahren wäre, die vor mir auf den Hof fuhr (im gemütlichen Gaffertempo). Die meinte nur: hast du an der nächsten Kreuzung das Blaulichtmeer gesehen? Nä, war vollauf damit beschäftigt, dich nicht zu rammen. Die nächste Kollegin, die eintrudelte, hat 20 Minuten von einer Kreuzung bis zur nächsten gebraucht und war leicht angenervt. Dafür konnte sie den Nachrichten im Radio folgen: ja, es war eine Gasexplosion. In der nächsten Querstraße. Bedauerlicher Weise mit einem Toten und 11 Verletzen. Großeinsatz mit 80 Feuerwehrleuten und Straßensperrungen.
Auf dem Nachhauseweg: gleich an der nächsten Kreuzung lasse ich brav alle Fußgänger passieren und fahre erst an, als die Fußgängerampel längst rot ist und sich alle gemächlich von der Straße auf den Gehweg bequemt haben. Dann rennt mir ein Schulkind vors Auto! Passiert ist zum Glück nichts, aber ich denke, wir haben uns beide gehörig erschrocken und vielleicht lernt der Knabe ja was daraus.
Keine 200 Meter weiter nehme ich meinen Warteplatz auf der Autobahn im Feierabendstau ein und beobachte interessiert einen extremen Lückenspringer. Eigentlich wollte der sich vor mir brutal reindrängeln, bemerkte dann aber den vor mir fahrenden Lkw und hielt es für schlauer, diesen erst von rechts zu überholen um dann auf die linke Spur zu wechseln. Sehr sportlich!
Zwei Ausfahrten weiter gibt es auf 3 Uhr einen ohrenbetäubenden Knall. Ich zucke zusammen und gucke mich erstmal um. Was war das denn? Rechts neben mir sehe ich noch, wie ein Auto wie ne Billardkugel vorwärts schießt, das Auto dahinter irgendwelchen wichtigen physikalischen Gesetzen folgend abrupt stehen bleibt und eine Salve von Kleinteilen, der Stoßstange und Glas nach vorne schleudert. Ah. Gut. Ich war’s nicht!
Der Lkw vor mir zögert und wechselt auf die rechte Spur. Na, der hätte sich sicherlich früher richtig einordnen können denke ich so bei mir, als der Blick nach vorne frei wird. Was sehe ich da? Der flinke Lückenspringer hatte ein klitzekleines Kalkulationsproblem und steckt seinem Vordermann nun in der Seite. Sieht ziemlich unsportlich aus. Merke: schneller ist man mit seiner Methode keinesfalls!
Na gut, denke ich mir. Wirst du mal auch rechts dran vorbei fahren wie der Lkw. Beim Blick nach rechts entdecke ich, dass die Polizei gerade angekommen ist. 10 Sekunden nach dem Knall. Und da sagt noch einer, die sind nie da wenn man sie braucht! Kann ja eigentlich nur Zufall sein, aber der lohnte sich. Wahrscheinlich hatten die einen Logenplatz und konnte die beiden Unfälle live und in Farbe miterleben. Nach mir wurde also erneut eine Straße unpassierbar… Ohne das ich dazu beigetragen hätte!
Daheim vermied ich alle Gefahrenquellen und habe nur noch den Rasen vertikutiert und gekocht. Unfallfrei! Und zum Glück hatte unsere Kettensäge eine Macke, sonst hätte ich mich sehr um Lieblingskerl gesorgt, der unbedingt mit diesem Monster ein paar Bretter zersägen wollte. An so einem Tag ist man schon froh, wenn einem kein Fingernagel abbricht. Äh… Korrektur! Tatsächlich habe ich mir zwei Fingernägel abgebrochen, als ich den Vertikutierer gereinigt habe! Aber die wachsen zum Glück nach.