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Gelb

Düsseldorfer lesen offenbar nicht auf meiner Seite mit, daher musste ich tatsächlich selbst bei Google nachschlagen:

gelb

Die gelbe Phase der Fußgängerampeln ist sowas wie ein Pilotprojekt ohne Verfallsdatum. Ziel war es, den Fußgänger möglichst feinfühlig auf das plötzliche, unerwartete, ja mitunter schroffe Rotlicht vorzubereiten. Das sanfte Gelb ist eine Verlängerung der Gehzeit, so dass keiner hetzen muss. Soweit so gut. Es hat nur noch keiner bemerkt, dass so ein Pilot von Natur aus auf eine kurze Dauer ausgelegt ist. Der Modellversuch stammt aus dem Jahr 1953 und läuft ungeniert weiter, auch wenn es die Gelbphase laut Straßenverkehrsordnung überhaupt nicht gibt. Jedenfalls würde ein Rückbau dieser Lichtanlagen Geld kosten – also lässt man es doch lieber so, wie es ist.

Es ist also eine Mischung aus Beamten-Dreisatz, Alleinstellungsmerkmal und Gewohnheit mit einer Prise Ironie.

Da sich vielleicht nicht jeder Passant aus dem Zusammenhang gerissen die Benutzung eines dreifarbigen, lichtsignalgeregelten Fußgängerüberweges selbst erklären kann, gibt es eine gut verständliche, mehrseitige Bedienungsanleitung. Sehr empfehlenswerte Lektüre! Und nein: das ist keine Verarsche, sondern total ernst gemeint.

Danke, liebe Stadt Düsseldorf, für diesen lustigen Bildungsbeitrag!

Leider lässt sich aus so einem gelben Balken nicht so ein profitbringender Hype herausschlagen wie das ganze Gedöns rund um das Berliner Ampelmännchen.

 

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Wasserstandsmeldung

Herjeee…. ist das schon wieder lange her, seit dem ich das letzte Mal Zeit für ein Blog hatte! Irgendwie schaffe ich es zu Hause höchstens mal nachzuschauen, was mir Pinterest geschrieben hat.

Irgendwas ist immer. In den letzten zwei Wochen war ich jeweils Donnerstag und Freitag dienstlich unterwegs, so dass sich die Tage im Büro auf Montag bis Mittwoch eindampften und ich das Gefühl hatte, mir zerfließt die Zeit in den Händen.

Neben der normalen Arbeit musste ich mich in ein 235-seitiges Kozept einlesen, welches viele Fakten, eine ganze Menge Annahmen und den Unterhaltungswert einer toten Stubenfliege hatte. Der anschließende Termin, um das ganze Konzept mit allen Beteiligten durchzusprechen, wurde in Düsseldorf angesetzt. Bei einer Fahrtzeit von über 8 Stunden (hin und zurück) darf so ein Termin rein rechnerisch nicht länger als zweieinhalb Stunden dauern, um nicht unter Abzug einer halbstündigen Mittagspause die maximale Arbeitszeit von 10 Stunden zu toppen. Also musste ich einen Tag vorher anreisen und in Düsseldorf übernachten. Voll ungewohnt, als „kleine Sachbearbeiterin“ eigenständig ein Hotelzimmer rauszusuchen…

Lustiger Weise hat mich die Karten-App auf dem Handy vom Hauptbahnhof den gleichen Weg zu Fuß laufen lassen, den man auch bequem mit einem Schwerlasttransport hätte fahren können. Nach gut 20 Minuten zu Fuß mit Rollkoffer stellte ich am Hotel fest, dass der Hauptbahnhof nur eine Querstraße weiter ist… Es waren zum Glück auch nur 31 Grad und der Fußweg durchgängig in der Sonne…. *brech*

Düsseldorfs Altstadt ist sehr schön!

Punkt.

Den Rest … Tschuldigung. Irgendwie nicht mein Style, diese Nachkriegsbebauung.

Aber die Fußgängerampeln sind lustig. Warum haben die eine Gelb-Phase? Reicht Düsseldorfern Rot nicht aus? Würden die sonst immer bei Rot mitten auf der Kreuzung stehen bleiben? „Bei Rot darf ich nicht gehen. Ich bleib hier jetzt stehen. Basta.“ Oder wie muss man sich das vorstellen? Düsseldorfer anwesend? Kann mir das einer erklären?

In der Woche drauf war ich mit den Kollegen aus dem Personalrat auf einer Klausurtagung.

Sehr interessanter Dozent. Kommt nicht damit klar, dass sein Sohn sich ohne vorherige Zustimmung erdreistet hat, ihm zum Opa zu machen. OPA! Dieser Titel missfiel ihm sehr. Ihm hätte es völlig genügt, dass sich Sohn und Schwiegertochter einen Hund zulegen. Ansonsten war er astrein vorbereitet und hat uns mit einigen Beispielen, wie es so in anderen Firmen zugeht, schockiert. Hach, was geht’s uns doch noch verhältnismäßig gut!

Neben sehr wichtigen Dingen weiß ich jetzt, wer von den Kollegen auf Helene Fischer und Andrea Berg steht. Dass manche Kollegen gut mit einer Kombination aus Wein, Kurzen und Cocktails klar kommen. Andere nicht. Dass es Tanzlokale gibt, bei denen man sein Eintrittsgeld abtrinken kann oder muss, je nachdem… also gerüchtehalber. Meine schwere Schlagerallergie hat mir leider nicht erlaubt, mir die Bar von innen anzusehen. „Disco-Fox-Abend“ fand ich nicht sehr ansprechend. Liegt vielleicht auch daran, dass ich noch nicht mal Disko-Fox tanzen kann. Und es gibt Bahnhöfe mit nur einem Gleis. Dabei hatte ich mir vorher echt den Kopf zerbrochen, wie ich auf die andere Seite vom Bahnsteig komme – es gab schließlich nirgendswo eine Unterführung oder eine Brücke *hihi*

Und dann hatte ich doch tatsächlich meinen ersten „Fall“, bei dem mich ein Kollege um Rat bat – in meiner Eigenschaft als Vorsitzende des örtlichen Personalrates. Seit dem fühle ich mich auf dem Posten irgendwie angekommen. Jedenfalls gibt es zumindest nachweislich einen, der meiner Meinung vertraut.Gutes Gefühl!

Als nächstes muss ich Einladungen für die Personalversammlung versenden und *kreisch* die Rede dafür schreiben! Mieses Gefühl!!!

Im Oktober stehen noch 2 Dienstreisen an – dieses Mal aber nur für jeweils einen Tag.

Ach ja: der erste Elternabend in Sohnemanns neuer Klasse ist auch überstanden. Es haben sich tatsächlich 3 Eltern gemeldet, die den Job als Elternvertreter haben wollten. YEAH! Da hab ich mich mal ganz gepflegt zurückgehalten.

In ein kleines Fettnäpfchen bin ich auch noch getreten… Die Eltern saßen quasi auf dem Platz des Nachwuchses in der Klasse, da aber hin und wieder beide Elternteile anwesend waren, mussten noch weitere Stühle her. Da Sohnemann ganz hinten sitzt, hätte ich also einen Stuhl über alle Köpfe hinweg nach hinten tragen müssen… Da noch neben einem Papa in der letzten Reihe ein Stuhl stand, fragte ich diesen, ob ich den haben könne… nein. Den brauchte er selbst, weil er auf einen Stuhl nicht raufpasste. Ups. Hatte übersehen, dass die hälfte der linken Pobacke darauf ruhte…

Dafür hat er meine Stimme als Elternvertreter bekommen. Das dürfte mein angeschlagenes Karma wieder ausgeglichen haben 😉

Da Sohnemann ja jetzt zu den „Großen“ gehört, hat er sich entschlossen, dass er jetzt doch nicht mehr in seinem Dschungelzimmer-Hochbett schlafen möchte. Also musste ein neues Bett her. Ein paar Tage in Möbelhäusern gingen dabei drauf, aber seit gestern steht das zukunftstaugliche Stauraumbett mit 140×200 cm im Jugendzimmer-Style Somoma-Eiche mit weißen Akzenten. Habe schon probegelegen und für gut befunden. Endlich ein ausweichquartier, falls Lieblingskerl nachts Bäume zersägt. Jetzt fällt natürlich auf, dass die Tapete hinterm alten Bett ziemlich angegrabbelt ist und dringend mal gestrichen werden muss. Und dass irgendjemand aus Vereinfachungsgründen hinterm Bett die Fußleisten einfach weggelassen hat *vormichhinpfeif* Hier ist also noch Verbessungspotential vorhanden!

Außerdem könnte der Flur auch mal wieder renoviert werden. Im Treppenhaus habe ich so eine Vorstellung einer Tapete mit Birkenstamm-Motiv… Allerdings gefällt mir nicht das gängige Angebot. Fototapete fällt aus, weil dort standardmäßig nur Zimmerhöhe angeboten wird, ich an der Treppe aber doppelte Höhe benötige. Und die Tapeten von der Rolle haben auch immer irgendeinen Haken. Entweder tolle Birkenstämme, aber der Hintergrund ist nicht schön. Oder es wirkt auf der Fläche nicht. Oder es passt fast und der Preis zieht einem die Schuhe aus. Im schwedischen Baumarkt hatte ich die perfekte Tapete n der Hand… und fand das irgendwie doof, mir im Urlaub Tapete zu kaufen. Jetzt bin ich schon am überlegen, ob ich mir Birkenstämme an die Wand male. Dann hat man auch nicht diese Wiederholung des ewig gleichen Motives von der Tapetenrolle. Ich bin selbst gespannt, ob ich das durchziehe oder doch nur ne schöne weiße Tapete ranklatsche.

Ach, und ganz unverhofft haben wir einen neuen Tisch für die Terrasse gefunden, obwohl wir gar keinen gesucht haben. Sachen gibt’s!! Aber -siehe oben – wenn man die Gelenheit ungenutzt an sich vorbeiziehen lässt, sucht man später ewig, um etwas vergleichbares zu finden. und dann noch auf die Hölfte reduziert… hallooooo??? Die Füße waren ganz schön abgewetzt, insgesamt etwas altersschwach und wackelig geworden und auch immer etwas zu klein, wurde nach 17 Jahren Modell Ikea durch einen zweifach ausziehbaren Traum in Akazie ersetzt.Herrlich! Leider mussten wir uns entscheiden, ob wir den Tisch mit Auto nach Hause transportieren oder Sohnemann mitnehmen…  und haben diesen kurzfristig auf dem Baumarktparkplatz ausgesetzt. Im Schatten. Mit einer Flasche Wasser. Und meinem Handy (seines machte ja ohne ihm noch etwas länger Urlaub). Aber zum Glück hatte Oma gerade Zeit und konnte den Nachwuchs einsammeln fahren! Gut, dass sie immer zur Stelle ist.

Sohnemanns Handy wurde ihm übrigens nach fast 4 Wochen, nachdem er es im Reisebus seiner Angelreise vergessen hatte, endlich zugeschickt. Dafür musste ich den Betreuer, der die Zusendung anbat, quasi täglich per WA terrorisieren. Noch unglaublicher war, dass Sohnemann die lange Zeit ohne Handy überhaupt überlebt hat! In der Zwischenzeit sind dort übrigens 1536 Nachrichten aufgelaufen. Er hat entschieden, nicht alle nachzulesen…

 

 

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Dünnes Nervenkostüm

Zur Zeit genieße ich eine freiwillige autofreie Zeit, weil mich das blöde Gefahre im Berufsverkehr total stresste.

Allerdings haben die öffentlichen Verkehrsmittel einen entscheidenden Nachteil: Menschen.

In der S-Bahn kommen mir beim Einsteigen zwei junge Männer in der Tür entgegen, die im gesamten Waggon ihre Duftmarke aus Schweiß, Knoblauch und hochkonzenztriertem Testosteron hinterlassen haben. Sofort fühle ich mich olfaktorisch angegriffen und weiß keine Gegenwehr. Dabei hatten die beiden vermutlich noch nicht mal Sackhaare.

Ein Freak braucht an meinem Zielbahnhof ein lautstark düdelndes Radio um sich rum, so dass ich bereits an der Haltestelle Abstand suche und im Bus mich extra weit entfernt von ihm hinsetze. Nach 10 Stunden im Büro mit Telefondienst ist meine akustische Toleranzschwelle bereits seit Stunden überschritten.
Man müsste eigentlich was sagen, damit der Depp merkt, dass seine Dauerbeschallung nervt. Aber wer weiß, wie so einer reagiert, dem
seine Mitmenschen so offensichtlich schnurz sind.

Hinten im Bus vom Regen in die Traufe: da sitzt ein Typ und redet unentwegt in einer mir fremdartigen Sprache, die alles andere als lieblich und nett klingt. Sehr harte kurze Worte, mit hörbarem Hass vorgetragen. Als ich dann bemerke, das er gar keinen Gespächspartner hat, statt dessen immer lauter spricht und seine Worte unterstreicht, in dem er seine Fäuste immer wieder auf der Rückenlehne vor sich niederfahren lässt, wird mir doch mulmig zumute. Ich schaue mich unter den anderen Fahrgästen um, aber die reagieren nicht im mindesten auf diese Hasspredigt. Bin ich zu verweichlicht für die Berliner Verkehrsbetriebe?

Nächster Bus, nächste Nervensäge. In der gegenüber liegenden Sitzreihe zieht eine junge Frau alle 30 Sekunden deutlich hörbar den Rotz die Nase hoch. Leider habe ich keine Taschentücher dabei. Sonst hätte ich ihr eins rüber geschleudert und sie angeschrien, dass sie sich verdammt nochmal die Nase putzen soll!

Hoffentlich ist Sohnemann schon im Bett, sonst schnauze ich den noch grundlos an. Nach 12 Stunden außer Haus sind auch ohne Stau im Auto die Nerven runter.

Noch 21 Jahre, 10 Monate und 26 Tage bis zur Rente für langjährig Versicherte…