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So’n Schiet!

Es gibt ja manchmal Zufälle, die gibt’s gar nicht!

Letzte Woche gab es im Bürogebäude einen Wasserrohrbruch. Das Rohr war halt in die Jahre gekommen und so nahm das Unheil seinen Lauf, der Keller verwandelte sich in ein Schwimmbad und es sei den Gebäudemanagern verziehen, dass wir zwischen Erhalt der Info-Email und dem Abstellen des Wassers nur 9 Minuten Zeit hatten, um nochmal das Klo aufzusuchen und alle möglichen Gefäße mit Wasser auf Vorrat zu befüllen.

Der marode Zustand war schon vorher bekannt und die Firma schon bestellt, als das Rohr entgültig seinen Dienst versagte. Also alles irgendwie kalkulierbar.

Nun laufen unabhängig davon irgendwelche Bauarbeiten auf der Straße, warum weiß kein Mensch. Jedenfalls werden da Löcher in der Straße aufgebuddelt und seit 2 Wochen dröhnt von der Vorderseite der Presslufthammer. Im Nachbarhaus auf der Rückseite läuft eine Kernsanierung, wo seit 2 Wochen Schutt durch eine Baurutsche in einen Container rumpelt. Wir werden jetzt Stereo beschallt und haben mindestens von einer Seite immer Baulärm.

Heute hat einer bei den vorderen Bauarbeiten aus Versehen unser Wasserrohr durchtrennt. Also lief der Keller wieder voll Wasser und dieses Mal war nix mit Vorwarnen… Von jetzt auf gleich wurde der Hahn zugedreht und wieder traf es das Frischwasser.

Einmal pro Klo kann man ja noch das vorhandene Wasser aus dem Spülkasten nutzen… Und danach… Tja. Gießkanne. Meine Kollegin hat bereits unsere erste Gießkanne eingesetzt.

Die nächste Kollegin pries die Tatsache, dass sie zum Glück weder Frauenleiden noch Darmprobleme hat. Da konnte ich noch herzlich drüber lachen!

Sofern man nur die Blase entleeren muss, ist es ja auch noch ganz gut ohne spülen zu verkraften.

Vorhin waren wir in der Mittagspause beim Italiener. Irgendwas habe ich da wohl nicht so gut vertragen. Jedenfalls dachte sich mein gepeinigtes Verdauungssystem, es müsse mal gründlich aufräumen. So schlussverkaufsmäßig: alles muss raus! Also stand ich dann mit der 2., kleinen Gießkanne in einer Toilettenkabine und hatte nur einen halben Liter Wasser zum nachspülen. Ähmmmm. Nun ja. Es hat nicht mal ansatzweise ausgereicht. Kein schöner Anblick! Mega-GAU!! Schlimmster anzunehmender Zwischenfall EVER!!!

Peinlich berührt habe ich die Kabine von Außen unter Zuhilfenahme meines Schlüsselanhängers erstmal verschlossen.

Kurzer Check aller Gießkannen: leer. Hm. Bisschen Kaffee und ein halber Liter Milch bringt schon rein optisch keine Besserung. Höchstens noch die Saftvorräte meiner Kollegin… Aber das gute Getränk auf gut Glück in die Schüssel kippen mit zweifelhaften Aussicht auf Erfolg? Und wie viele Liter Punika brauche ich dafür??

Dann kam mir noch in den Sinn: hoffentlich denkt keiner, eine Kollegin hat sich auf Klo eingesperrt und anschließend auf der Schüssel einen Herzkasper erlitten! Also habe ich mir Zettel und Stift gegriffen und ewig lange nach den richtigen Worten gesucht. Das war so schräg! Irgendwann habe ich mit dem Kichern gar nicht mehr aufhören können!

Jetzt klebt an der Klotür der Zettel: „Welches Schwein war das?“

Ich mach dann mal wieder früher Feierabend *pfeiff*

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Heute gibt’s mal was aufs Brot

Nun bin ich ja weder berühmt noch berüchtigt für Rezeptbeiträge, esse selbst vegetarisch und habe ehrlich gesagt noch nie selbst davon probiert, aber so wie der Lieblingskerl beim Essen immer schnurrt und mir die Kollegen die Schüssel aus der Hand reißen, muss ich mein super simples Rezept einfach mal mit euch teilen.

Man nehme:

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Cornichons und Zwiebel fein hacken, Thunfisch abtropfen lassen und mit der Mayonnaise verrühren. Tadaaaa! Fertig.

Anschließend zurücklehnen und sich für das beste Thunfischhäckerle der Welt feiern lassen.

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Keine Sorge; die Menge ist anfangs größer! Ich habe nur nicht sofort fotografiert, sondern nach dem Frühstück. Als der Mann bereits satt war. Sonst wäre ich Gefahr gelaufen, dass er mir einen Finger abbeißt. Eine Portion reicht aus, um 4 Brotscheiben damit zu schmieren.

Bei mir muss der Thunfisch unbedingt schonend für Natur und Flipper gefischt worden sein. Aber das muss jeder selbst entscheiden. Zu Miracel Whip gibt es meiner Meinung nach keine Alternative.

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Zeitmanagement

Um 12:21 erreichte mich folgende Mail:

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Nun sieht es hier aus wie im Gemischtwarenladen. Alle Kaffeekannen, Blumenvasen, Mülleimer und Gießkannen stehen dekorativ in Griffweite, randvoll gefüllt mit Wasser.

Irgendwie habe ich Bedenken, meinen Pott Kaffee auszutrinken. Egal. Hatte eh vor, früh Feierabend zu machen.

Prost!

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Das Ossi-Wessi-Schwan-Ding

Für meine Waldfrieden-Mädels

Das vielleicht Schönste an der Kur war der See.

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Insbesondere bei 36 Grad im Schatten (kaum vorhanden).

Gut- mit Ausnahmen. Das tapfere Mädel, die sich am Seeufer einen Holzpfahl in den Oberschenkel rammte, aber trotzdem weiter schwimmen ging, fand vermutlich wasserdichte Pflaster viel schöner. Und ihr Bruder, der in der undurchdringlichen Tiefe lebensbedrohliche Wesen vermutete, der sah das vermutlich auch anders. Bei der zuckersüßen Familie Schwan mit ihren vier Plüschies waren aber alle gleichermaßen verzückt.

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Umso schockierter waren alle, als am letzten Abend unserer Kur Papa Schwan eine Angelschnur aus dem Schnabel hing. Noch mit Blei dran und vermutlich einen Haken am anderen Ende- der jetzt im Hals steckte!

Meine leise Hoffnung, die Kinder am Steg würden es nicht bemerken und ich selbst könnte es ignorieren, wurden durch Kinderschreie unterbrochen, bevor der Gedanke zu Ende gedacht war. Mistmistmist. Was nun?

Vielleicht Papa Schwan mit Futter anlocken und an der Strippe ziehen… Schwierig, doch einen Versuch wert. Insbesondere ohne Futter. Aber irgendwas essbares liegt bei Mutter-Kind-Kuren selbst auf dem Schwimmsteg rum. Die Banane erwies sich nicht als optimal und der Angelmais als zu Ende, bevor Papa genug Vertrauen fasste, um nah genug ran zu schwimmen. War auch nicht so einfach mit einer Horde Kinder, die Angst hatten, dass Familie Schwan Finger abbeißt und Arme ausreißt. Oder wegen der Angelschnur das Familienoberhaupt demnächst bei einer (Achtung! Wortspiel!!) Seebestattung für immer verabschieden muss.

Aber ignorieren ging ja nun auch nicht. Also zur mobilen Allzweckwaffe greifen und erstmal nach Tierrettung und Naturschutz googlen. Die erste Telefonnummer bot nur einen Anrufbeantworter an. Die zweite war nur für Haustiere zuständig und die dritte war die Feuerwehr.

Ein bisschen blöd kam ich mir schon vor, für so ein Geflügel die 112 zu wählen, aber sieht man nicht ständig Reportagen über Rettungsaktionen für sämtliche Wildtiere?

Egal. Jetzt musste der Gesprächspartner nur davon überzeugt werden, dass Schwanrettung total wichtig ist. Also habe ich die Anzahl der weinenden Kinder stark übertrieben, schon das Blei im Schwan reingeredet und über die Wirkung auf die Psyche aller Augenzeugen schwadroniert. Herr Notrufzentrale war auch erstaunlich schnell bereit, für 50 traumagefährdete Erdenbürger ein Einsatzkommando zu mobilisieren. Wir sollen schon mal an der Straße warten, um den Rettungskräften den Weg zum sterbenden Schwan zu weisen (die Wortwitze überschlagen sich heute förmlich).

Familie Schwan war unterdessen entschwunden. What the f***?!? In dem Moment habe ich mich ernsthaft gefragt, was ich da angestellt habe. Als dann noch die Frage aufkam, wieviel einem so ein Feuerwehreinsatz eigentlich Kosten würde, wurde mir echt schlecht. Nein- das hatte wirklich nix mit Magen-Darm zu tun!

Zum Glück fiel dem Sohnemann ein, dass wir die Schwäne garantiert an ihrem Schlafplätze wieder finden können. Also nix wie hin!

Die halbe Stunde Wartezeit habe ich versucht, den Kindern interessante Fakten zur gleich folgenden „Retter im Einsatz Liveshow“ zu vermitteln. Wie sind die Telefonnummern der Polizei und Feuerwehr? Erste Hilfe kann auch ein Anruf sein. Und wusstet ihr, dass tatsächlich so viele Fernsehkonsumenten annehmen, die 911 aus den amerikanischen Filmen wäre sowas wie eine weltweite Hilferufnummer, dass man diese mittlerweile auch hier wählen kann? Zwischendurch ließ ich mich noch von einer Wespe stechen und mich mit der Horde Kinder in Badehose und Handtuch von den Eingeborenen begaffen.

Nach der halben Stunde rief Herr Notrufzentrale erneut an. Es gab technische Problemchen und er konnte erst jetzt den Notruf weiterleiten. Aha. Das ist ja toll. Wo kommt denn jetzt die Feuerwehr her? In welcher Richtung muss ich meine Hoffnung senden? Na, meinte er, die kommen aus Buckow! In dem Moment heulte die Sirene der freiwilligen Feuerwehr los! Voll live!!

Ich habe dann noch gewagt, vorsichtig anzufragen, was mich der ganze Spaß eigentlich kosten würde…?

„Meist sind das so um die 1.000,00 Euro!“

„Sie verarschen mich doch jetzt, oder?“

„Wie kommen Sie darauf?“

„Man hört doch so Geschichten…“

„So? Welche denn?“

„Halt so über gerettete Katzen aus Bäumen…“

„Gute Frau, wie viele Katzengerippe haben Sie schon auf Bäumen gesehen?“

„Äh…?“

„Sehn se, die kommen nämlich alle runta! Noch nie is ne Katze auf nem Boom verreckt!“

„Und jetzt im Ernst?“

„Neee, dat kostet sie nüscht. Es ist ein Wildtier, sie haben das nicht verursacht und sie wollen schließlich nur helfen. Helfen kostet nix.“

Puh!

Das folgende Spektakel hätte ich eigentlich filmen müssen! Das glaubt mir kein Mensch! Aber ich hatte die Kids gerade daran erinnert, dass wir hier keine Party feiern, sondern jetzt voll betroffen sind und mit dem Schwan mitleiden. Da fand ich die Touristen-Nummer irgendwie unangebracht. Ihr müsst mir jetzt mal ohne Beweise glauben.

Also das war so: erst fuhr mit fett Blaulicht und Tatütata der Leiterwagen vor. Drei Männer und drei Frauen an Bord. Dann kam die Einsatzleitung mit einem VW-Bus. Auf dem See traf fast gleichzeitig ein Schlauchboot ein, der von der Seeseite aus den Schwan suchte. Und dann kam noch ein versprengter Feuerwehrmann mit dem Fahrrad hinterher. Mittlerweile stand auch schon die Dorfjugend Gewähr bei Fuß und die Gäste der umliegenden Lokale kamen rübergeschlendert.

Jetzt wollte ich unsichtbar werden. Klappt nur leider nie, so dass ich kleinlaut die Frage nach dem Feuer? Unfall? Wasistlos? mit „Schwan hat Angelschnur gefressen“ beantwortet habe. Die ersten Schaulustigen verließen unter abfälligen Bemerkungen die Bühne. Herr Feuerwehrmann lachte freundlich und meinte, Papa Schwan hat seit dem letzten Jahr die Strippe da zu hängen. Jetzt kam ich mir wirklich blöd vor. Ich bat ihn noch, mir schriftlich zu bestätigen, dass sowas für Schwäne total normal ist und sie daran nie und unter keinen Umständen verenden. Ich müsse das nämlich 100 weinenden, traumatisierten Kindern erklären. Übrigens war am Papa Schwan die letzen 13 Tage weit und breit keine Angelschnur zu sehen.. Und Papa Schwan ließ sich in dem Moment sehr effektvoll total erschöpft zu Boden sinken. Auf den ist Verlass!

Dann ließ sich der Feuerwehrtrupp überreden, doch mal gucken zu gehen. 10 Mann kreisten die Schwanenfamilie ein und beratschlagten, während die anderen 6 halt so rumstanden. Nach einer gefühlten Ewigkeit wurde Papa Schwan vom Rest der Familie separiert, die heftig aggressive Mama Schwan isoliert und einer hielt den Körper fest, während ein zweiter sich den Schnabel schnappte. In dem Moment kam von hinten der ruf des Einsatzleiters, der ziemlich genervt das Kommando gab, den Einsatz hier sofort abzubrechen.

Erneut kam ich mir total bescheuert vor, doch der Feuerwehrmann am Hals rief, er hätte es gleich. Und zog dem Schwan einen echt großen Haken aus dem Schlund. Ein Aalhaken von ungefähr 4 cm Länge und 2 cm Breite. Da brat mir doch einer nen Schwan!

Was waren wir erleichtert!

Mittlerweile war es halb Zehn, die Kinder überdreht und unser Abschlussektchen garantiert pupswarm.

Doch damit nicht genug!

Das am See verbliebene Trüppchen hatte sich zwischenzeitlich mit dem Nachbarn ein heftiges Wortgefecht geliefert. Dieser äußerte sich sehr ungehalten darüber, wie man denn nur für einen Vogel die Feuerwehr rufen könnte! Ein Wort gab das andere und die wortgewaltige Frau S. aus M., eindeutig als Bewohnerin der alten Bundesländer zu identifizieren, musste sich dann anhören, dass „nur ein blöder Wessi“ auf solche Ideen kommt! Nö, das war ein Ossi, der den Notruf tätigte!!!! Das würde niemals ein Ossi machen wurde gekontert und weitere Feinheiten des Gespräches habe ich ja leider verpasst… Immerhin reichte die Lautstärke aus um in der Klinik mit „na, du blöder Wessi!“ begrüßt zu werden. Herr Nachbar wird NIE erfahren, dass ich zwar in Brandenburg wohne, doch waschechte Berlinerin bin. WESTberlinerin…

Ist das nicht arm, dass sowas nach über 24 Jahren des Mauerfalls noch irgend eine Geige spielt???

Aber was soll’s. Wir haben Papa Schwan das Leben gerettet. Das gibt garantiert volle Punktzahl für’s Karma!

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Mutter-Kind-Kur

Ich bin mittlerweile ein ruheverwöhntes Ex-Berliner Landei und die 16-jährige freiwillige Existenz in meinem Dorf vor den Toren der großen Stadt haben ihre Spuren hinterlassen. Himmel- ist das hier laaauuut!

Die erste Woche habe ich quasi gar nicht geschlafen, weil ich mich nicht so recht an die Geräusche gewöhnen konnte. Autos auf Kopfsteinpflaster direkt vor dem Fenster, die mit 70 Sachen durch die 30er Zone brettern. Nachbarn über mir, neben mir, überall. Ich bin da echt verwöhnt.

Und natürlich Kinder in rauen Mengen. Ich Einzelkind mit meinem Einzelkind bin hier die Ausnahme. Die meisten haben 2, manche 5, eine auch 6 Kinder (die hier waren). Was bin ich privilegiert!

Alle anderen hetzen zwischen der Kita hin und her, bringen ein Kind hier hin, das andere da hin, eins auf dem Arm, eins am Bein und gestehen mir, dass es zu Hause weniger stressig ist als auf der Kur. Puh! So manch eine Mutter lässt die Entspannung sausen, um die Kinder zu schaukeln. Meiner geht selbständig hoch zur Kinderbetreuung und als ich einmal so richtig verschlief, auch alleine frühstücken.

Wirklich gleich macht uns ein Magen-Darm-Virus. Da k*tzen alle konform. Wobei auch hierbei Sohnemann sich für die effektvolle Variante entscheidet, und nachts um halb 3 vom Hochbett speit.

Kind hängt wie ein Schluck Wasser in der Kurve und zieht auf die Kloschüssel um, während Mama rettet, was noch zu retten ist. 2 Laken und ein kompletter Bettbezug plus Einziehdecke und Kopfkissen sind kontaminiert. Was nun?

Nachtschwester anrufen. Gut, die interne Durchwahl kenne ich. Die geht nicht. Ich erinnere mich, dass einige Mamas erwähnten, man müsse eine „2“ vorwählen. Klappt auch nicht. Leichte Panik kommt auf. Tatsächlich kann ich intern gar nicht telefonieren und muss mich erinnern, wie hier die Vorwahl ist und die Telefonnummer von der Rezeption und dann die letzte Null weglassen, dafür die Durchwahl anfügen. Um kurz nach halb drei! Falls noch einer Vorschläge für das Bundesverdienstkreuz braucht… *wink*

Die Nachtschwester sagt erstmal.. Nichts. „Halloooo“ frage ich zögerlich. Nichts. Dann sowas wie atmen.. Aha. „Nachtschwester XY hier“. Nicht sonderlich überraschend. „Ich befürchte, wir haben hier einen Fall von Magen-Darm“ informiere ich sie. Das scheint sie auch nicht gerade in Alarmbereitschaft zu versetzen. Also warte ich ein weiteres Lebenszeichen von ihr ab. Kommt nur leider nicht. „Was soll ich jetzt tun?“ – – – „weissichauchnich“ – – – „Aha. Wo bekomme ich jetzt frische Bettwäsche her?“ – – – „hallo?“ – – – Ich muss die Gute echt voll aus der Tiefschlafphase rausgerissen haben. „Komme ich denn jetzt noch ins Haupthaus rein, um Wäsche zu holen? Die ist nämlich nicht mehr benutzbar!“ „Es gibt einen Notfallschrank mit frischer Bettwäsche. Der ist bei der Waschmaschine.“ „Ah, gut. Gibt es da auch Kopfkissen und Decken?“ „Weiß ich nicht“ „Und wenn nicht?“ „Dann können Sie ja nochmal anrufen“ Ähm, darauf werde ich wohl verzichten. Statt Inlet beziehe ich halt die Wolldecke und stopfe den Kissenbezug mit allem voll, was an Handtüchern verfügbar ist. Sohnemann schläft jetzt unten und ich im Hochbett. Der Gedanke, was von ihm wohl übrig bleibt, falls mich das Hochbett nicht trägt, lässt mich wieder wach bleiben.

Am nächsten Tag ist für Sohnemann Bettruhe angesagt. Er schließt die Jalousien, schaltet den Fernseher aus und schläft bis 17:00. Dann ist der Spuk vorbei und er wieder genesen.

Familien mit mehreren Kindern trifft es teilweise so zeitversetzt, dass sie fast ne Woche out of Order sind. Gerade, wenn der Nachwuchs sich nicht an die Bettruhe halten kann oder auch die Mutter spuckt. Ich versäume nur einmal Qi Gong und bin nicht sonderlich betrübt darüber.

Überhaupt: in mir wohnt ein fremdes Wesen, was mir nach 2 Tagen Kur zuraunt: „Heute gab es viel zu wenig Sport im Programm! Ich will noch mal raus zum Nordic Walking!“ Leicht erschrocken gebe ich nach und walke noch ne Stunde um den See. Im strömenden Regen. Doch das Sportwesen ist höchst zufrieden und nimmt es gelassen hin, dass die Regenjacke den Regen nicht abhält, dafür aber ungefähr einen Liter in den Ärmeln speichert. Ich stelle die Stöcker beiseite und aus den Ärmeln rinnt ein mittlerer Sturzbach. Egal.

Ich mach hier alles mit. Kneipp-Güsse, Aroha, Yoga, Wassergymnastik und Aquajogging. Ich besuche Gesprächsgruppen, lasse mich berieseln zum Thema „Familienkommunikation“, „Grenzen setzen“ und „mein Kind und ich“. Hoooray! So viel falsch mache ich gar nicht! Nur „Geschwisterrivalität“ lasse ich aus bekannten Gründen ausfallen. Ich lasse mich in Sole baden, in Moor packen, mache relaxative Muskelentspannung und Wirbelsäulengymnastik, selbst beim Aerobik nehme ich teil und befürchte, ich bin die Einzige, die sich an Jane Fonda erinnert.

Echt jetzt! Ich bin hier die Älteste. Selbst meine Tischnachbarin mit 5 Kindern ist jünger als ich, obwohl ihr Ältester fast doppelt so alt ist wie meiner. Dafür tragen beide Jungs den gleichen Namen… Mir ist ein wenig unheimlich zumute.

Gerade sitze ich am See, Sohnemann springt abwechselnd ins kühle Nass oder angelt. Ich stelle mir Entsetzen fest, dass schon 2 (zwei!) Wochen vergangen sind. Na, dann… Nehme ich all meinen Mut zusammen und geh auch eine Runde im See schwimmen. Mit Temperaturen um die 20 Grad. Das erste Mal seit Jahren! Vielen Dank Herr Kneipp. Ihre Güsse bringen echt was.

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