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Wenn einer eine Reise tut, dann kann er was erleben III

Noch ein Nachtrag zu der Rubrik „was man für eine Reise in die USA vorbereiten muss!“ – ich hatte mich nur nicht früher getraut, allzu offenherzig darüber zu berichten, bevor mir ein Beamter der Einwanderungsbehörde den Zutritt ins gelobte Land gewährt – oder mich am schmucklosen Kontrollposten abweist (sicher ist sicher). Wer weiß, ob der wortkarge Mann mit der Waffe im Holster nicht auch noch schnell das Internet durchforstet, nachdem er unsere Fingerabdrücke geprüft hat? „No, i just read your blog… go home!“

Natürlich braucht man eine Genehmigung! Ein Visum ist für Bürger Deutschlands nicht nötig, man kann online seine Einreisegenehmigung beantragen. Voraussetzung für die Teilnahme am sogenannten Visa Waiver Program ist, neben Wohlwollenden für die USA (echt jetzt), dass man sich nicht länger als 90 Tage in den USA aufhalten möchte und Bürger eines Landes ist, welches für gut genug befunden wurde. Habe eben nochmal nachgeschaut: Polen ist beispielsweise nicht dabei, Estland, Lettland und Litauen hingegen schon. Ukraine nicht. Es wird dafür Gründe geben, die mir gerade entfallen sind. Man braucht darüber hinaus gültige Reisepässe, Flugtickets (inklusive Rückflug), eine erste Unterkunft, eine gültige E-Mail Adresse, eine Kreditkarte zum Bezahlen (14 Dollar pro Nase) und ein gewisses Gefühl für Fangfragen. Meine Mutter beispielsweise wäre schon bei der E-Mail-Adresse raus.

Erfüllt man jedoch die Grundvoraussetzungen, darf man das elektronische Antragsformular ausfüllen, anschließend die Gebühr online berappen und erhält sein ESTA (das ist die elektronische Einreisegenehmigung) auf Abruf – damit ist verbrieft, dass der Reisende keine potentielle Gefahr für die USA ist.

Das Netz ist übrigens voll von freundlichen Menschen, die einem gegen eine geringe Gebühr beim Ausfüllen des Formulars behilflich sind. Also immer schön darauf achten, dass es die offizielle Seite der U.S Customs und Border Protection ist! Ich verlinke jetzt mal nicht… aber es hat .gov am Ende und sieht höchstoffiziell aus.

Immerhin hat man bei einer etwaigen Ablehnung noch die Möglichkeit, sich über eine Botschaft oder ein Konsulat ein Visum zu holen. Ein paar Tage Zeit sollte man daher für Plan B noch in Petto haben und nicht alles auf dem letzten Pfiff erledigen.

Man sieht schon: es besteht ein gewisses Restrisiko… also ich habe das jedenfalls so empfunden. Denn die Flugtickets hatte ich sofort bezahlt, ohne Stornomöglichkeit, obwohl ich noch kein generelles OK für die Einreise hatte. Aber ohne Tickets kein Antrag… die Katze beißt sich hier in den Schwanz. Auch das erste Hotel muss schon feststehen, oder falls man Freunde besucht und dort nächtigt, dann muss man deren Name angeben. Da hätte ich schon wieder Bedenken gehabt, ob diese auch wirklich in einem offiziellen Formular genannt werden möchten… nun, bei uns war es eine Hoteladresse, da gehe ich mal davon aus, dass die so etwas gewohnt sind.

Das Ausfüllen des Antrages ist schon recht speziell und die Fragen teilweise sehr persönlicher Natur: Was ist ihr Beruf? Wer ist Ihr Arbeitgeber? Wie heißen ihre Eltern? Haben Sie eine ein körperliches oder geistiges Gebrechen? Wie schaut‘s aus mit der kriminalistischen Vergangenheit und etwaigen Terrorakten und Spionagetätigkeiten? Vielleicht mal Völkermord begangen? „Geht se jar nüscht an“ fällt leider als Antwort aus!

Wenn mal als Familie reist, kann sich einer quasi als Bevollmächtigter der ganzen Reisegruppe küren und die Anträge für alle weiteren Familienmitglieder ausfüllen. Insgesamt saß ich fast eine Stunde an den Anträgen, hin- und her blätternd zwischen den Reisepässen und den Reiseunterlagen und insgeheim schon den nächsten Urlaub in der trauten Heimat planend… ich war noch nie im Altmühltal. Oder im Sauerland. Soll ja auch ganz schön sein.

Dann muss man noch ein Weilchen warten, bis man durchleuchtet und die Gebühr vereinnahmt wurde und kann dann auf der Seite den Status des Antrags prüfen. Bei uns hat es ungefähr eine Stunde gedauert (in der ich alle 5 Minuten nachschaute und leichte Anflüge von Panik hatte), bis die Genehmigung erteilt war. Das ESTA sollte man unbedingt ausdrucken und mitnehmen. Die Frau am Check-In am Flughafen wollte es jedenfalls sehen – Fluggesellschaften haben offenbar ein gesteigertes Interesse daran, dass ihre Gäste auch schön da bleiben, wo man sie hingeflogen hat und nicht wieder Retour müssen.

Noch keinen Schritt getan und an der Stelle war schon ein Haufen Geld ausgegeben…

Wenn einer eine Reise tut… na, Ihr wisst schon!

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Wenn einer eine Reise tut, dann kann er was erleben ZWO

Reisepässe und einen internationalen Führerschein haben wir jetzt schon mal!

Nun also nur noch einen Flug…

Die einschlägigen Suchmaschinen im Internet sind vielfältig bei den Auskünften, die sie ausspucken. Vergleichbar ist da auf dem ersten Blick einmal nichts. Denn die ausgeworfenen Preise beinhalten mal Gepäck, mal keins, man muss selbst schauen, ob einem eine Flugzeit von 31 Stunden gefällt oder eher nicht, ob man 1 oder 2 mal umsteigen möchte. Hin und wieder klickt man seinen Favoriten an und erhält dann einen Hinweis, dass sich leiderleider die Preise inzwischen geändert haben (sobald man draufklickt steigt die Nachfrage und dann geht der Preis hoch…). Ab und zu findet man nur 1 statt 3 Sitzplätze oder stellt fest, dass man in Asien umsteigen muss, obwohl die andere Richtung richtiger wäre. Erklärt dann auch die Flugdauer bzw. den günstigen Preis (was wiederum an der geringen Nachfrage liegt…).

Wir haben Flüge mit einmal Umsteigen, einer Mahlzeit und der grundsätzlich richtigen Flugrichtung gebucht. Sogar Gepäck ist dabei!

Und einen Leihwagen…

Auch hier gilt: checke selbst die Vor- und Nachteile der verschiedenen Optionen. Es zählt alles, was Dir wichtig ist: Zweitfahrer, zusätzliche Versicherungen, Freikilometer und Sonderausstattung wie Navi, OnBoard-Mautsysteme und auch ein anderer Rückgabeort bestimmen den Endpreis. Was eine Firma inclusive anpreist, lässt sich die andere kräftig mit Talern vergolden- und umgekehrt! Mir hat nur eine separate Zettel-und-Stift-Kalkulation des individuellen Endpreises geholfen. Manches Mal ergab die Differenz nur wenige Dollar und so hat bei uns eine weitere Rolle gespielt, dass eine Firma vom Hotel in San Francisco aus zu Fuß zu erreichen ist. So etwas spiegelt keine Suchmaschine wieder!

Und Hotels…

WHOW… darüber kannste ne Doktorarbeit schreiben!

Es gibt ungefähr 3 Millionen Portale, die Bonusprogramme für Wiederholungstäter bieten. Das führt wieder zu umfangreichen Kalkulationen und tagelangen Vergleichen auf Zetteln. Und Hotel -Ketten: Das fand ich wieder zu einschränkend – da hast Du im Zweifel sowohl in Alaska als auch in Feuerland eine identische Optik. Uns reizt viel mehr die Abwechslung! Eine rustikale Holzhütte finde ich in den Bergen schön stimmig und am Meer darf es gerne was Modernes sein. Oder ein Boot vor Anker.

Mich hat hier ein Buchungsportal durch super einfache Handhabung und hübsche Optik (ich bin ja doch nur ein Mädchen…) in der APP überzeugt. So habe ich oft unterwegs im Zug gesessen, WLAN genutzt und mich durch Angebote geklickt. Manches Mal verzauberte mich ein Foto, manches Mal die Lage oder die Bescheibung machte mich schockverliebt.

Also alles reine Geschmackssache!

Hilfreich ist das Studium der Kommentare: da kann man auch gut zwischen den Zeilen lesen. Wenn sich der hipste Trendsetter über die Abgeschiedenheit beschwert, werden wir dort Ruhe finden. Klagt der Spießer über Kinderlärm, kann Sohnemann dort nur positiv auffallen.

Bei uns ist sowohl das kleine und private Bed and Breakfast dabei, das historische Hotel mit 1A-viktorianischer Ausstattung, das einfache Motel und auch ein Resort in den Bergen, das an die Anlage in Dirty-Dancing erinnert („Ich habe eine Wassermelone getragen!“)

Kurzum:
Nimm Dir einige Tage Zeit, um Vergleiche in Bereichen anzustellen, die den Suchportals schnuppe sind – nämlich Deine eigenen.

Die Fotos stammen alle ohne Ausnahme von Booking.com. Das ist trotzdem keine Werbung, nur Teil meines Erfahrungsberichts. Ich verdiene damit keinen Penny.

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Wenn einer eine Reise tut, dann kann er was erleben

Genauer gesagt kann man schon vor der Reise einiges erleben!

Für eine Reise an die Westküste der USA habe ich zunächst die Basics abgeklopft:

– haben wir noch gültige Reisepässe?

Natürlich nicht! Meine Kollegen lächelten sehr mitleidig, als ich bekannt gab, dass ich Reisepässe beantragen möchte und selbstverständlich keinen Termin habe.

In Berlin läuft das so: online, telefonisch oder persönlich einen Termin vereinbaren. Ich habe gerade mal Spaßens halber nachgeschaut: der nächste freie Termin ist am 24. Juli um 13:12 in Biesdorf (viel weiter weg geht kaum.. ), sollte man da keine Zeit haben, ginge noch der 2. August wobei… neee, beide Termine sind jetzt weg. Man kann erst wieder Mitte August einen Termin klar machen. Also rund 6 Wochen Wartezeit. Hinzu kommt Bearbeitungszeit von 4 Wochen… Hochzeitspärchen sollten besser die Flitterwochen in der Uckermark verbringen und erst zum ersten Hochzeitstag Reisen unternehmen, die einen Pass voraussetzen.

Bei mir auf dem Dorf geht das so: während der Öffnungszeiten ins Rathaus gehen, sich für 2 Minuten hinsetzen (der Sitz wir nicht mal lauwarm!) als Nächster aufgerufen werden und Reisepässe beantragen, Zahlung am Schreibtisch per EC-Karte. Fertig. Amt schickt SMS, wenn Pässe fertig sind – das war sogar noch eine Woche früher als angekündigt.

Meine Kollegen entglitten die Gesichtszüge, als ich am Tag darauf „Erledigt!“ vermelden konnte.

Check!

Nächste Frage: habe ich einen internationalen Führerschein?

Auch das konnte ich mit Gewissheit verneinen. Ich hatte noch die rosa Pappe und musste mir erst mal einen Führerschein im Scheckkartenformat beantragen.

Genau so genial funktionierte die Beantragung dieser Dokumente: Spontan eines Samstages nachgeschaut, ob das KFZ-Amt in Nauen offen hat, hingefahren, etwas irritiert keinen Wartebereich vorgefunden, dafür gleich bis an den Tisch der Sachbearbeiterin vorgerückt, nach 2 Minuten habe ich die beantragten Dokumente bei einer zweiten Sachbearbeiterin per Karte gezahlt und nach 5 Minuten saß meine kleine Familie im Steakhaus gegenüber und hat bestellt. Läuft!

Der internationale Führerschein klingt übrigends wesentlich spektakulärer als es wirklich ist: ein mehrsprachig bedrucktes Stück Papier in retrohafter grauer Ummantelung, die der ehemaligen “ Pappe“ sehr ähnlich sieht. Also ungefähr wie ein Probeausdruck nach der ersten Stunde Word/Office bei der Volkshochschule Oer-Erkenschwick (nein, das ist KEINE Werbung! Nur ein Beispiel zur Veranschauung der Sache! Es könnte auch Buxtehude sein). Keine Ahnung wer sich dafür getraut hat eine Gebühr zu erheben. Eigentlich ne Frechheit. Naja, hab ich jetzt halt auch.

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Reisebegleiter

Der freundliche Paketbote hat schon ein paar Dinge geliefert, die uns auf der Reise beim Tragen helfen werden:

Ich bin verliebt in die drei Gefährten!

Es gibt tatsächlich keine Koffer in diesem Haushalt. Also genauer gesagt: Koffer, die größer sind als Handgepäck. Und noch genauer: es gab sie mal. Diese großen Dinger, die auf den Gepäckbändern dieser Welt gelitten haben und in meinen Armen ihr Leben aushauchten. Na, mal schauen, wie sich die Drei bei einer Behandlung durch die Jungs in der Gepäckabfertigung schlagen. Die sind nicht zimperlich.

Und etwas mehr als Barfuß habe ich mir auch noch gegönnt.

Zugegeben: nicht ganz passend für die Jahreszeit, aber es kann ja nicht immer Herbst bleiben. 

 Gestern wäre ich übrigens fast in meinem Auto erfroren. Die Heizung ging plötzlich nicht mehr. Einfach so, ohne Vorwarnung. Sie pustete zwar sehr bemüht Luft herum, aber die war eiskalt. Eh ich es wahr haben wollte, war ich schon mehr als die Hälfte zum Büro gefahren. Also war umkehren auch keine Option. Nach ein bisschen googlen habe ich abends auf dem dunklen Parkplatz einen halben Liter Mineralwasser in den Kühlwasserbehälter gekippt und *Trommelwirbel* Heizung heizt wieder! Jay! Wenn’s kälter wird, muss ich nur noch dran denken, Frostschutz hinterher zu schütten. Sonst gibt’s das nächstes Problem…

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Willkommen 2018!

Hallo Ihr Lieben,

kann das wirklich wahr sein und das neue Jahr ist schon über eine Woche alt??? Wann ist das denn passiert?

Ich war am 2. Januar total fleißig und habe nach der Arbeit zusammen mit Sohnemann eine Bankkarte für sein Girokonto beantragt. Damit hat dieses blöde Bargeldrübergeschiebe endlich ein Ende! Der Dauerauftrag ist auch schon eingerichtet und so kommt es nicht mehr zu diesen peinlichen Momenten, wo ich Sparschweine schlachten und in Couchritzen suchen musste, um den Nachwuchs 3 Minuten vor dem Verlassen des trauten Heims mit Kohle auszustatten. Jetzt kann er selbst vergessen, noch beim Geldautomaten vorbei zu gehen *hihi*

Und dann haben wir noch ein Großprojekt erledigt: Reisepässe beantragen. Ist ja nicht so einfach, denn dafür braucht man ein biometrisches Passbild. Dafür braucht man einen Fotografen (keinen Automaten! Ich habe da Erfahrung!), die Haare müssen sitzen, ebenso der Lidstrich, man benötigt einen der seltenen „heute-mag-ich-mein-Spiegelbild“-Tage und dann muss man noch bedenken, dass man während der Öffnungszeiten beim Fotoladen sein MUSS! Nicht sollte, dürfte, könnte! Also weder davor noch danach. Sehr schwierig! Und bei Sohnemann kam noch der Wunsch eines kurz davor erfolgten Friseurbesuchs dazu und so dauerte das Procedere der Passbildbeschaffung so rund 8 Monate. In der Zeit habe ich mal ein Kind zur Welt gebracht *lächel*

Warum Reisepässe?

Wie genau wir darauf kamen kann ich gar nicht genau sagen… ich wollte mal eine längere und weitere Reise mit meinen Männern machen. Dem Sohnemann die Welt zeigen. Und nach wildesten Ideen und fernsten Zielen steht nun fest:

Nächstes Jahr geht es für 3 Wochen in den Westen der USA! *TUSCH*

Zwischendurch sollte es mal 3 Wochen mit dem Wohnmobil durch Kalifornien werden, aber die PREISE!!!! 

Es könnte also sein, dass ich euch in näherer Zukunft ein wenig mit Reisevorbereitungen zutexten werde. Das ist nämlich eine echt spannende Angelegenheit!

Was schon steht:

  • Flug
  • Leihwagen
  • Hotels und Motels für 21 Tage

*hibbel*

Morgen liefert uns der nette Postbote 3 niegelnagelneue Koffer. Dann schnappe ich vor Vorfreude garantiert über!

Heute war ich auf Dienstreise in Hannover. Das lief nicht so optimal… denn die Sitzung wurde leider abgesagt. Davon habe ich erst vor Ort erfahren. Mist. Nun, also habe ich einen Kaffee getrunken, den Geldautomaten genutzt und bin wieder zurück zum Hauptbahnhof gefahren. Als hätte ich nichts zu tun und gähnende Leere auf dem Schreibtisch.
Hier noch ein paar kleine Impressionen:

Katzen und Kartons:

die unwiderstehliche Mischung 

Sohnemann kann sich ja pubertätsbedingt  nüscht merken, aber sobald die Werbung mit den Silvester-Feuerwerks-Angeboten  ins Haus flattert, inhaliert er die Informationen und kann diese fehlerfrei wiedergeben, auch wenn man ihm nachts aus dem Schlaf reißt. Er weiß dann genau, wo es was zu welchem Preis gibt und kann sogar die Öffnungszeiten der Discounter auswendig.  Dank Winterferien und einer unerschrockenen Oma hat er 4 Läden besucht und so sah seine Ausbeute aus (bei Oma in die Dusche drapiert):

Es gab schon schlimmere Jahre 😉  

Liebe Grüße und für alle ein schönes, erfülltes, friedliches neues Jahr 2018

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Rückblick auf die letzten 3 Monate

Hallo Ihr Lieben,

ich bin säumig. Ganze 3 Monate sind vergangen seit meinem letzten Beitrag. In der Zwischenzeit habe ich auch nichts gelesen – nur ein Buch im Urlaub. Erst in den letzten 3 Tagen habe ich mal wieder bei meinen Blogs Nachlese betrieben und das auch nur, weil ich per WhattsApp schon darauf aufmerksam gemacht wurde, was mir alles so entgeht! Danke Iris 🙂

Der Berg an Arbeit, der bereits im Juli existierte, ist in der Zwischenzeit noch mehr angewachsen. Im Büro gab es eine Umstellung des Computersystems und nun klappt nüscht mehr wie am Schnürchen. Eine einzige Katastrophe! Jeden Tag möchte ich mich abends in die Ecke setzen und ein bisschen weinen. Es gibt zwar Momente, da ist es schon wieder richtig witzig, was hier alles nicht mehr funktioniert, aber es überwiegen die Phasen, wo man hilflos vor einem Problem steht, was man weder braucht noch möchte, JETZT aber lösen muss und nicht weiter weiß. Nervenzermürbend und unfassbar, angesichts der Tatsache, dass ich nicht bei einem kleinen Gemischtwarenladen, sondern einer Bank arbeite.

Ich mag da schon gar nicht mehr weiter drüber jammern.

Allerdings erscheint es mir dann auch schon wieder zu banal, nun von meiner neuesten Entdeckung auf dem Nagellackmarkt zu berichten. Sei’s drum – ich mach’s trotzdem:

Der Erfinder des Markierstifts hat nun auch Nagellacke im Sortiment und besonders entzückt bin ich vom Design der Flasche. Der Schraubverschluss hat nämlich die unverwechselbare Form aller Stiftkappen dieser Marke, genau wie auch die Sprühlacke, die es mittlerweile bis in das Regal meines Lieblingsbaumarktes geschafft haben. So hübsch kann Corporate Identity sein:

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Im CD-Player:

Freudig kann ich verkünden, dass es überhaupt noch ein Auto mit CD-Player gibt! So sicher konnte man sich nämlich nicht sein, ob es nicht ein „bis das der TÜV euch scheidet“ geworden wäre. Mein Schrauber hat die Ansage erhalten, mit möglichst wenig Einsatz von Zeit und Geld meinem Mutterschiff über die Hauptuntersuchung hinweg zu helfen. Mission erfüllt: Es mussten nur 2 Reifen ersetzt werden, bei denen schon die Karkasse durchlugte und das sogenannte Tankband – dieses verhilft dem Tank zu einem sicheren Dasein an der Stelle, wo er hingehört. Nicht unwichtig. 

Jedenfalls hat mein Auto, Franzose mit 13 Lebensjahren und 220.000 Kilometern auf der Uhr, lebensverlängernde Maßnahmen für weitere 2 Jahre erhalten. Nicht schlecht dafür, dass ich vor fast 4 Jahren damit mal 4 Autos vor mir so zusammen geschoben habe, dass dabei einen Schaden von über zehntausend Euro zusammen kam. Warum bleibt die Kolonne an Autos auch stehen, obwohl die Ampel gerade auf Grün gesprungen ist? Ein Moment mal kurz nach rechts in eine Seitenstraße geguckt und plötzlich hielt einer einfach so an und alle machten eine Vollbremsung, nur bei mir gab es dazu noch so ein dumpfes Geräusch… peinlich, peinlich! Blonde Frau am Steuer, ihr könnt es euch vorstellen..

Nun ja, das Auto lebt und der CD-Player… schweigt. Ich bin immer noch nicht in der Lage, im Auto Musik zu hören. Komischer Weise trifft das nur zu, wenn ich selbst fahre. Als Beifahrer stört es mich nicht sonderlich. Und im Urlaub war es auch kein Problem. Ist so ein Stress-Ding

 

Lieblingsfrisur:

Da ich mir ja eingebildet habe, die Friseurin, bei der ich zuletzt unterm Messer war, hat mir viel zu viel von meiner Haarpracht abgesäbelt, suchte ich im Netz nach Hausmittelchen für ein rasant beschleunigtes Haarwachstum. Daraufhin bildete ich mir ein, roter Zwiebelsaft wäre ein Wundermittel und würde die Matte nur so sprießen lassen. Leider stinke ich immer wie ein Iltis, wenn ich mir den Saft auf den Kopf kippe – nun trage ich abends gerne mal Turban. Haare wachsen hat so oder so, aber nun habe ich auch noch stinkende Handtücher. Irgendwas ist immer.

Sohnemann war letztens auch bei unserem Friseur und erwischte genau die gleiche Friseurin – anschließend beklagte er sich, dass die ihm die Frise viiieeel zu kurz geschnitten hätte. Ha! Doch was dran an meiner Wahrnehmung J

 

Ganz fest vorgenommen:

Jahre lang habe ich es einfach ignoriert, letztes Jahr dann aber doch mal wieder eine Einkommenssteuererklärung abgegeben.  da gab es eine fette Handwerkerrechnung und ich hatte das großartige Gefühl, einen Batzen Geld wieder zu bekommen. War nicht der Fall… bei so viel Schweiß und Tränen hatte ich einfach mehr erwartet. Und nun wollte mein Finanzamt auch dieses Jahr wieder Post von mir. Das kam ja mal wieder einem Staatsakt gleich! Ich brauchte wochenlanges seelisches und moralisches darauf Vorbereiten, eh ich überhaupt in der Lage war, auch nur das Elster-Programm runterzuladen.

 

UND DANN kam folgendes dazwischen:

An dem Wochenende, an dem ich mir ganz fest vorgenommen habe, nichts anderes als Steuerkram zu erledigen, begrüßte uns der Kühlschrank beim Frühstück mit einem komischen Geräusch. So eine Mischung aus Trecker und sterbender Schwan. Irgendein Teil kam über ein lautes Startgeräusch nicht hinweg. Als würde der Kompressor anspringen, aber nicht richtig auf Touren kommen. Und das ist einer ungewohnten Lautstärke. Also haben wir zunächst versucht, die Rückseite von Staub und Spinnweben zu befreien, um dem Gerät einfach mal das Gefühl zu geben, wir kümmern uns um seinen Hilferuf. Anschließendes Betrachten des Kompressors hat auch keine näheren Erkenntnisse ergeben, außer, jau, hier kommt das fiese Geräusch her. Richtig mulmig wurde uns aber erst, als er keinerlei Geräusche mehr von sich gab. Bereits beim Abräumen des Frühstückstischs fiel auf, dass sich der Inhalt der Tiefkühlseite im Übergang zum flüssigen Aggregatzustand befand. Also musste alles, was noch halbwegs kühl und identifizierbar war, in den Ersatztiefkühler umziehen. Zum Glück haben wir sowas! Es wurden allerdings auch abgetupperte Sachen im Froster entdeckt, bei denen man weder wusste, wie lange die da schon drin lagern, noch was zur Hölle das mal gewesen sein könnte. Nun habe ich einen deutlichen Überschuss von Tiefkühldosen und –döschen im Schrank, aber auch mal das dringend überfällige Ausmisten des Frosters erledigt. Immerhin bestand da noch die Hoffnung, dass der defekte Kompressor vielleicht noch in der Lage ist, den Kühlschrank alleine zu betreiben.

Und was soll ich euch sagen? Am nächsten Tag hatten wir das gleiche Spielchen auf der Kühlschrankseite! Zwei Tage lang Noteinsatz in der Küche… auch hier konnten wir unseren Party-Ersatzkühlschrank in Betrieb nehmen, aber ein Teil musste dann doch noch bei meiner Mutter untergebracht werden.

Jaaaa, und dann dachten wir uns, hey, es ist Sonntag – wo kommt man schneller an einen neuen Kühlschrank als übers Internet? Mittlerweile wissen wir: überall!

Nachdem der Lieblingskerl den halben Samstag und noch etliche Stunden am Sonntag nach Side-by-Side/ French-Door-Kühlschränken und anderweitig gearteten Kombinationen aus Kühl- und Gefrierschränken gesucht hat und Testberichte recherchierte, fiel unsere Wahl auf ein Gerät bei einem Elektrohändler in Nordrheinwestfalen, der eine kostenfreie Lieferung innerhalt der nächsten 1-3 Tage versprach. Topp!

Nachdem wir bis Dienstag weder eine Bestätigungsmail noch eine Benachrichtigung über den Liefertermin erhielten, hat Lieblingskerl doch mal sicherheitshalber nachgefragt. Hätte er dies nicht getan, hätten wir vielleicht nie erfahren, dass der von uns bestellte Kühlschrank überhaupt nicht mehr lieferbar ist. Der wäre ja sooo beliebt, dass es Lieferengpässe seitens des Herstellers gäbe. Aber er hätte ein anderes Modell der gleichen Firma da, der wäre ja noch viel besser verarbeitet, da für d
en Europäischen Markt produziert und nicht so wie das gewünschte Modell für den amerikanischen Verbraucher, der wohl nicht so anspruchsvoll ist  (ist das so?). Der hätte zwar kein Getränkegitter und auch keine Snackschublade, aber dieser könnte uns entgegenkommender Weise, trotz wesentlich hochwertigerer Verarbeitung, zum gleichen Preis geliefert werden – bezahlt hatten wir bereits über Paypal. Eigentlich eine Frechheit… aber wir brauchten schnellstmöglich einen Kühlschrank!

Auf Dauer ist es nämlich sehr anstrengend, seine Marmelade zu suchen – steht die vor der Küchentür im Picknickkorb? Ist die vielleicht zusammen mit den Ketchupflaschen und Grillsößchen in der Veranda ausgelagert worden? Oder im externen Keller, der sich mitten im Garten befindet? Oder vielleicht doch bei meiner Mutter im Kühlschrank gelandet? Und wo ist doch gleich die Gemüsebrühe? Mist – Ketchup brauche ich aus! Außerdem nieselt es… wollen wir nicht die Suche abbrechen und Essen gehen?

Übrigens habe ich beim Frühstücken bei unserem nächstgelegenen Bäcker, der ein Frühstücksangebot hat, in meinem Rührei eine Glasscherbe gefunden. Der fehlende Kühlschrank hat mich spätestens dann total angenervt!

Der Kühlschrankdealer sagte und übrigens zu, der ersatzweise lieferbare Kühlschrank würde uns vielleicht am Freitag erreichen – vielleicht aber auch erst am Montag. Wir sollten uns doch mal direkt mit der Spedition kurzschließen. Doch die gingen auch nicht ans Telefon, wenn man es 17 Mal klingeln ließ. Nach 4 Versuchen gaben wir auf.

Montag früh platze mir dann endgültig der Kragen, als es auf telefonische Nachfrage beim Händler erst hieß: ja, die Spedition könne uns nicht erreichen… ob wir mal eine Telefonnummer angeben könnten? Ja klar, wenn die Nummer, die bei der Bestellung ein Pflichtfeld war, nicht ausreicht, dann könne er jetzt auch gerne nochmal beide Handynummern bekommen, die wir nach dem ersten Telefonat noch per Mail hinterher geschickt hatten… oder wir sollten doch gleich mal mit der Spedition telefonieren. Klar – die sind ja so spitzenmäßig erreichbar! Aber – oh Wunder! Es ging jemand ran. Vielleicht nicht gerade die Mitarbeiterin des Monats, denn sie wüsste nichts von unserem Kühlschrank, aber wir dürften gerne nochmal am Ende der Woche nachfragen. AHHHHH!

Dann habe ich den Typen bei dem Elektrofachmarkt in NRW durch die Leitung gezogen. Ob ihm klar wäre, dass wir keinen Fernseher bestellt haben, bei dem man alternativ auch mal ein Buch zur Hand nehmen oder ins Kino gehen könnten um sich anderweitig zu unterhalten, wenn es Lieferprobleme gibt, sondern einen KÜHLSCHRANK, der relativ unersetzbar ist? Jaja, Moment… ich frage mal nach… WARTESCHLEIFE…. Der hat unser Haus bereits letzte Woche Dienstag verlassen… Moment…. WARTESCHLEIFE… die Spedition hat uns leider nicht angetroffen, als sie das Gerät bei uns abliefern wollten WIEBITTE??? OHNE VORHERIGE TERMINVEREINBARUNG??? Guter Mann – wir müssen arbeiten gehen, um uns ihre Kühlschränke überhaupt leisten zu können, da kann es schon mal vorkommen, dass wir vormittags nicht da sind, wenn wir nicht wissen, dass eine Lieferung kommt. Ob er der Spedition nicht mal etwas Druck machen könnte, JETZT beispielsweise wären wir wunderbar zu Hause anzutreffen… WARTESCHLEIFE… Wir melden uns wieder bei Ihnen. Schönen Tag noch.

Dann haben wir uns recht ratlos angesehen und sind in den nächsten Markt für Medien gefahren, um nur mal zu gucken… natürlich stand dort DER Side-by-Side-Kühlschrank, von dem wir immer geträumt haben, sogar in der Wunschfarbe. Sogar deutlich günstiger als Listenpreis, zwar auch mit einem kleinen Kratzer in der Front (stammte wohl von einem Einkaufswagen…tzztzz!), aber einem deutlichen Preisnachlass und obendrauf einer kostenlosen 5-Jahres-Garantie. Nach kurzem hin- und her Überlegen haben wir auf die Uhr geschaut und festgestellt, dass der Händler aus NRW innerhalb der letzten 5 Stunden nicht wie versprochen nochmal angerufen hat und nun echt keine Chance mehr verdient. Mittlerweile waren seit der Bestellung 10 Tage vergangen und so machten wir (nicht sonderlich schweren Herzens…) von unserem Widerrufsrecht gebrauch.

Da es am Dienstag einen Feiertag gab und es schon abends war, wurde der Kühlschrank  am Mittwoch geliefert. Aber das war immerhin kostenlos und wenn man so will am nächsten Werktag. An der Stelle müssen wir uns merken: alles, was größer ist als eine Kaffeemaschine sollten wir nicht mehr online bestellen. Und schon erst recht nichts, was sich preislich im 4-stelligen Bereich bewegt.

Ungefähr 5 Mails später hatten wir dann auch das Geld aus dem ersten Kühlschrankkauf wieder. Zwischendurch sah es so aus, als müsste man Paypal einschalten, aber zum Glück hat es auch so geklappt. War anstrengend genug!

 

Danach dann doch noch erledigt:

Mit Hilfe meiner Freundin, der Finanzbeamtin, konnte ich mit einer leichten Fristverlängerung die Einkommenssteuererklärung mit dem Steuerprogramm fertigen. Wir waren sehr stolz auf uns, weil selbst die Fachfrau gestand, sich selbst noch nicht an Elster rangetraut zu haben. Ohne ihre Hilfe wäre ich aber kläglich gescheitert.

Die Steuererklärung habe ich dann höchstpersönlich bei meinem Finanzamt abgegeben. Sie war mit zwischenzeitlich ans Herz gewachsen. Außerdem hatte ich schon höchstpersönlich große Umschläge gekauft, dann noch Briefmarken besorgen… nee!

Aber ich habe dabei zwei Fliegen mit einer Klappe geschlagen: in Nauen lag auch noch mein europäischer und internationaler Führerschein bereit zur Abholung.

Exkurs:

Ich erzähle im Büro von meinen Plänen, meinen Führerschein auf das neueste Format umzurüsten und alle so: oh, krass! Da kannst Du Dich ja darauf einstellen, vor einem halben Jahr keinen Termin beim Meldeamt zu bekommen. Ich so: aber mitnichten! Alle so: dooooch! 6 Monate sind in Berlin total üblich. Ich grinse, denn ich wohne in Brandenburg. Ätsch!

Ich fahre also am darauf folgenden Samstag  (!) nach Nauen, parke direkt (!!) vor dem Bürgerservicebüro (kostenfrei!!!), finde einen verschlossenen Warteraum vor, erschrecke mich kurz, entdecke dann, dass der nur zu ist, weil keiner wartet und betrete die Amtsstube. Dort empfangen mich zwei gut gelaunte Damen, eine kümmert sich um die Formulare, eine lässt schon mal das EC-Kartengerät vorglühen. Nach 2 Minuten gehe ich noch kurz zum Fotoautomaten und weitere 5 Minuten später ist alles erledigt. Beide Führerscheine kann ich nach 10 Tagen abholen. So geht das!

Den Kollegen fällt bei dem Vollzugsbericht die Kinnlade runter. Augenwinkel zucken, Neid blitzt in den Augen. Beim nächsten Mal erzähle ich vielleicht, wie wir Lieblingskerls Auto umgemeldet haben. In Berlin dauern Zulassungen aktuell 5 Wochen. Vielleicht lasse ich es lieber sein.

 

Gefreut:

In den letzten beiden Ferienwochen waren wir verreist. Masuren war unser Ziel, Ostpreußen, Polen. Zwei Wochen relaxen, ausspannen, die Natur genießen und Freunde besuchen.

 

Noch mehr gefreut haben wir uns, als wir in unserem Hotel Gäste ansprachen, die laut Autokennzeichen aus Berlin kamen, und dann erfahren haben, dass sie ein Ferienhaus in Brandenburg haben, genauer gesagt bei uns im Ort, eigentlich in der nächsten Querstaße. Luftline 200 Meter entfernt! Wir haben im Urlaub oft abends beisammen gesessen, unsere Jungs waren zusammen angeln und wir haben uns nach dem Urlaub mit der sympathischen Familie auch schon in Schönwalde getroffen. Die Welt ist ein Dorf!

 

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Dünnes Nervenkostüm

Zur Zeit genieße ich eine freiwillige autofreie Zeit, weil mich das blöde Gefahre im Berufsverkehr total stresste.

Allerdings haben die öffentlichen Verkehrsmittel einen entscheidenden Nachteil: Menschen.

In der S-Bahn kommen mir beim Einsteigen zwei junge Männer in der Tür entgegen, die im gesamten Waggon ihre Duftmarke aus Schweiß, Knoblauch und hochkonzenztriertem Testosteron hinterlassen haben. Sofort fühle ich mich olfaktorisch angegriffen und weiß keine Gegenwehr. Dabei hatten die beiden vermutlich noch nicht mal Sackhaare.

Ein Freak braucht an meinem Zielbahnhof ein lautstark düdelndes Radio um sich rum, so dass ich bereits an der Haltestelle Abstand suche und im Bus mich extra weit entfernt von ihm hinsetze. Nach 10 Stunden im Büro mit Telefondienst ist meine akustische Toleranzschwelle bereits seit Stunden überschritten.
Man müsste eigentlich was sagen, damit der Depp merkt, dass seine Dauerbeschallung nervt. Aber wer weiß, wie so einer reagiert, dem
seine Mitmenschen so offensichtlich schnurz sind.

Hinten im Bus vom Regen in die Traufe: da sitzt ein Typ und redet unentwegt in einer mir fremdartigen Sprache, die alles andere als lieblich und nett klingt. Sehr harte kurze Worte, mit hörbarem Hass vorgetragen. Als ich dann bemerke, das er gar keinen Gespächspartner hat, statt dessen immer lauter spricht und seine Worte unterstreicht, in dem er seine Fäuste immer wieder auf der Rückenlehne vor sich niederfahren lässt, wird mir doch mulmig zumute. Ich schaue mich unter den anderen Fahrgästen um, aber die reagieren nicht im mindesten auf diese Hasspredigt. Bin ich zu verweichlicht für die Berliner Verkehrsbetriebe?

Nächster Bus, nächste Nervensäge. In der gegenüber liegenden Sitzreihe zieht eine junge Frau alle 30 Sekunden deutlich hörbar den Rotz die Nase hoch. Leider habe ich keine Taschentücher dabei. Sonst hätte ich ihr eins rüber geschleudert und sie angeschrien, dass sie sich verdammt nochmal die Nase putzen soll!

Hoffentlich ist Sohnemann schon im Bett, sonst schnauze ich den noch grundlos an. Nach 12 Stunden außer Haus sind auch ohne Stau im Auto die Nerven runter.

Noch 21 Jahre, 10 Monate und 26 Tage bis zur Rente für langjährig Versicherte…

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Unterwegs mit MCL

Dieses Jahr war uns ein Urlaubsziel irgendwie zu wenig, daher haben wir eine Rundreise durch den Süden Schwedens und Norwegens gemacht. Mit dem Wohnmobil und unter Zuhilfenahme diverser Fähren.

Viele meiner Freunde und Kollegen fragten mich: Schweeeeeden??? Wollt ihr denn gar keinen SOMMERurlaub machen? Daher wird es Zeit, mal ein paar Fragen aus meiner Sicht zu beantworten:

  • In Schweden ist es nicht immer kalt. Die Sommer sind vergleichbar mit unserem, nur, dass es nachts nicht so stark abkühlt.
  • Man wird NICHT von Mücken zerfressen. Jedenfalls nicht, wenn der Camper Fliegengitter an jeder erdenklichen Öffnung hat und man abends noch ein paar Viecher, die sich in den Innenraum verirrt haben, zerditscht.
  • Schwedische Gardinen kennt in Schweden kein Mensch. Also wörtlich: dort habe ich nur Gardinen gesehen, wenn ich aus den Fenstern unseres Leihwohnmobil blickte. Dort hingen welche dran. Die Redewendung bezieht sich auf den harten schwedischen Stahl, der so gerne für Gefängnisgitter genutzt wurde.
  • „Alter Schwede!“ in Schweden auszurufen ist irgendwie komisch.
  • Elche gibt es dort nicht wie Sand am Meer.
  • Die schwedische Familie hat 3 Kinder, einen Hund und fährt Volvo.
  • Die norwegische Familie hat 2 Kinder, lässt die Haustiere daheim und fährt Tesla.
  • Das häufigste Haustier in Norwegen ist das Schaf. Es läuft frei auf der Straße umher.
  • Schafe wärmen sich ihren Wollarsch gerne auf dem warmen Asphalt. Und wenn’s zugig ist, beziehen sie auch gerne mal eine Tunneleinfahrt. Von Autos oder Wohnmobilen lassen sich diese friedlichen  Tierchen in keiner Weise aus der Ruhe bringen.
  • Völlig egal, welche Haarfarbe die Eltern haben: die Kinder in Skandinavien sind alle strohblond. Keine Ahnung, wie das mit der gängigen Vererbungslehre in Einklang zu bringen ist, aber so ist es nun mal.
  • In den skandinavischen Ländern wird ab Klasse 1 Englisch unterrichtet. Daher spricht dort jeder besser Englisch als Otto Normalverbraucher in Mitteleuropa.
  • Die Sprachen in Skandinavien sind (ausgenommen vom Finnischen) sehr ähnlich. Eher Dialekte ein und derselben Sprache. Dänisch und Norwegisch beispielsweise sind zu 95% identisch, daher findet man oft nur einen Absatz auf der Packungsangabe für Dänen und Norweger.
  • Ich lese auch Rückseiten von Marmeladengläsern, wenn ich im Urlaub bin.
  • Wenn jemand mal einen Tunnel braucht: fragt einen Norweger. So viele Tunnel wie dort habe ich in meinem ganzen Leben noch nicht gesehen.
  • Die Bahnstrecke von Oslo nach Bergen ist 516 Kilometer lang und führt durch unfassbare 182 Tunnel!
  • Und was das für gewaltige Tunnel sind! Ein Strantunnel war über 24 Kilometer lang. Und es gab Tunnel, in denen sich mittendrin ein Kreisverkehr befand. Rechts Oslo, links Bergen. Wir waren total geflasht!
  • Bis wir aus einen Tunnel heraus direkt auf eine Brücke gefahren sind, die über den Hardangerfjord führte. Noch mehr geflasht!
  • Und diese Brücker führte direkt wieder hinein in den nächsten Berg. Und auch dort: Kreisverkehr! As flashed as we could be!
  • Überhaupt: ein Superlativ jagte in Norwegen das nächste: längster Straßentunnel, längster Fjord Europas, tiefster Fjord Europas (beides Sognefjord- 204 KM lang und unglaubliche 1308 Meter tief), höchste Passstraße Skandinaviens (Sognefjellsvegen), höchste Hochebene Europas(Hardangervidda), um nur mal das zu nennen, was ich mir so auf die Schnelle merken konnte. Da gibt’s noch viel mehr!
  • Die schlechteste Pizza ever gibt es in Lom, Norwegen.
  • Den besten Burger mit Fleisch gibt es bei Joes Diner in Charlottenberg, Schweden.
  • Den schlechtesten Veggieburger gibt es bei Joes Diner in Charlottenberg, Schweden.
  • Das langsamste Fastfood von Welt bekommt einen extra Beitrag.
  • Von der Skischanze in Lillehammer kann man auch springen, wenn kein Schnee liegt. Ich täte das für kein Geld der Welt!
  • Auch in Wohnmobilen bekommt man dieses typische Grundschwanken wie auf einem Schiff, was auch anhält, wenn man aussteigt.
  • Man kann auch während der Fahrt auf die Bordtoilette gehen. Sitzen ist jedoch oberste Pflicht.
  • Eine in das Chemieklo gefallene Klopapierrolle löst sich innerhalb von 3 Tagen vollständig auf.
  • Unterwegs einen frisch aufgebrühten Kaffee – kein Problem!
  • Wir hatten Satellitenfernsehen an Bord *ooohhhh*. In den Fjorden allerdings keinen Empfang *aaahhhhh*.
  • In Norwegen gibt es Braunkäse aus Molke mit Karamellgeschmack. Kann man gerne essen (wie ich) oder es auch lassen (wie Sohnemann und Lieblingskerl)
  • Die anderen Käsesorten sind fad, nichtssagend und langweilig.
  • Wir haben ein handelsübliches Stück Halloumi zum Grillen für über 6 Euro gekauft.
  • So große Pakete runden Knäckebrotes wie in Schweden habe ich noch nie gesehen.
  • Entgegen der landläufigen Meinung habe ich weder in Schweden noch in Norwegen etwas vom gesteigertem Alkoholkonsum der einheimischen Bevölkerung mitbekommen.
  • Für das Bezahlen mit der Kreditkarte in Norwegen wurde mir jedes Mal ein extra Auslandsentgelt in Rechnung gestellt. In Schweden nicht.
  • Oft habe wir an Tankstellen getankt, die aus einer einzelnen Zapfsäule bestanden. Gezahlt wurde vorab am Automaten mit der Kreditkarte. Ganz ohne Personal.
  • Es gibt Fähren, bei denen man durch eine Klappe mit dem Auto ins Untergeschoss fahren kann.
  • In manchen Tunneln muss man bei Gegenverkehr beide Außenspiegel anklappen, um unbeschadet durchzufahren.
  • Einmal passte es nur, weil der Gegenverkehr rückwärts in die letzte Parkbucht auswich.
  • Mal schauen, wann uns die Rechnung für all die Mautstraßen und-Tunnel in Norwegen erreicht!

Jetzt aber genug Fakten. Ab jetzt: Fotos!

 

 

 

 

 

 

 

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Das Ossi-Wessi-Schwan-Ding

Für meine Waldfrieden-Mädels

Das vielleicht Schönste an der Kur war der See.

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Insbesondere bei 36 Grad im Schatten (kaum vorhanden).

Gut- mit Ausnahmen. Das tapfere Mädel, die sich am Seeufer einen Holzpfahl in den Oberschenkel rammte, aber trotzdem weiter schwimmen ging, fand vermutlich wasserdichte Pflaster viel schöner. Und ihr Bruder, der in der undurchdringlichen Tiefe lebensbedrohliche Wesen vermutete, der sah das vermutlich auch anders. Bei der zuckersüßen Familie Schwan mit ihren vier Plüschies waren aber alle gleichermaßen verzückt.

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Umso schockierter waren alle, als am letzten Abend unserer Kur Papa Schwan eine Angelschnur aus dem Schnabel hing. Noch mit Blei dran und vermutlich einen Haken am anderen Ende- der jetzt im Hals steckte!

Meine leise Hoffnung, die Kinder am Steg würden es nicht bemerken und ich selbst könnte es ignorieren, wurden durch Kinderschreie unterbrochen, bevor der Gedanke zu Ende gedacht war. Mistmistmist. Was nun?

Vielleicht Papa Schwan mit Futter anlocken und an der Strippe ziehen… Schwierig, doch einen Versuch wert. Insbesondere ohne Futter. Aber irgendwas essbares liegt bei Mutter-Kind-Kuren selbst auf dem Schwimmsteg rum. Die Banane erwies sich nicht als optimal und der Angelmais als zu Ende, bevor Papa genug Vertrauen fasste, um nah genug ran zu schwimmen. War auch nicht so einfach mit einer Horde Kinder, die Angst hatten, dass Familie Schwan Finger abbeißt und Arme ausreißt. Oder wegen der Angelschnur das Familienoberhaupt demnächst bei einer (Achtung! Wortspiel!!) Seebestattung für immer verabschieden muss.

Aber ignorieren ging ja nun auch nicht. Also zur mobilen Allzweckwaffe greifen und erstmal nach Tierrettung und Naturschutz googlen. Die erste Telefonnummer bot nur einen Anrufbeantworter an. Die zweite war nur für Haustiere zuständig und die dritte war die Feuerwehr.

Ein bisschen blöd kam ich mir schon vor, für so ein Geflügel die 112 zu wählen, aber sieht man nicht ständig Reportagen über Rettungsaktionen für sämtliche Wildtiere?

Egal. Jetzt musste der Gesprächspartner nur davon überzeugt werden, dass Schwanrettung total wichtig ist. Also habe ich die Anzahl der weinenden Kinder stark übertrieben, schon das Blei im Schwan reingeredet und über die Wirkung auf die Psyche aller Augenzeugen schwadroniert. Herr Notrufzentrale war auch erstaunlich schnell bereit, für 50 traumagefährdete Erdenbürger ein Einsatzkommando zu mobilisieren. Wir sollen schon mal an der Straße warten, um den Rettungskräften den Weg zum sterbenden Schwan zu weisen (die Wortwitze überschlagen sich heute förmlich).

Familie Schwan war unterdessen entschwunden. What the f***?!? In dem Moment habe ich mich ernsthaft gefragt, was ich da angestellt habe. Als dann noch die Frage aufkam, wieviel einem so ein Feuerwehreinsatz eigentlich Kosten würde, wurde mir echt schlecht. Nein- das hatte wirklich nix mit Magen-Darm zu tun!

Zum Glück fiel dem Sohnemann ein, dass wir die Schwäne garantiert an ihrem Schlafplätze wieder finden können. Also nix wie hin!

Die halbe Stunde Wartezeit habe ich versucht, den Kindern interessante Fakten zur gleich folgenden „Retter im Einsatz Liveshow“ zu vermitteln. Wie sind die Telefonnummern der Polizei und Feuerwehr? Erste Hilfe kann auch ein Anruf sein. Und wusstet ihr, dass tatsächlich so viele Fernsehkonsumenten annehmen, die 911 aus den amerikanischen Filmen wäre sowas wie eine weltweite Hilferufnummer, dass man diese mittlerweile auch hier wählen kann? Zwischendurch ließ ich mich noch von einer Wespe stechen und mich mit der Horde Kinder in Badehose und Handtuch von den Eingeborenen begaffen.

Nach der halben Stunde rief Herr Notrufzentrale erneut an. Es gab technische Problemchen und er konnte erst jetzt den Notruf weiterleiten. Aha. Das ist ja toll. Wo kommt denn jetzt die Feuerwehr her? In welcher Richtung muss ich meine Hoffnung senden? Na, meinte er, die kommen aus Buckow! In dem Moment heulte die Sirene der freiwilligen Feuerwehr los! Voll live!!

Ich habe dann noch gewagt, vorsichtig anzufragen, was mich der ganze Spaß eigentlich kosten würde…?

„Meist sind das so um die 1.000,00 Euro!“

„Sie verarschen mich doch jetzt, oder?“

„Wie kommen Sie darauf?“

„Man hört doch so Geschichten…“

„So? Welche denn?“

„Halt so über gerettete Katzen aus Bäumen…“

„Gute Frau, wie viele Katzengerippe haben Sie schon auf Bäumen gesehen?“

„Äh…?“

„Sehn se, die kommen nämlich alle runta! Noch nie is ne Katze auf nem Boom verreckt!“

„Und jetzt im Ernst?“

„Neee, dat kostet sie nüscht. Es ist ein Wildtier, sie haben das nicht verursacht und sie wollen schließlich nur helfen. Helfen kostet nix.“

Puh!

Das folgende Spektakel hätte ich eigentlich filmen müssen! Das glaubt mir kein Mensch! Aber ich hatte die Kids gerade daran erinnert, dass wir hier keine Party feiern, sondern jetzt voll betroffen sind und mit dem Schwan mitleiden. Da fand ich die Touristen-Nummer irgendwie unangebracht. Ihr müsst mir jetzt mal ohne Beweise glauben.

Also das war so: erst fuhr mit fett Blaulicht und Tatütata der Leiterwagen vor. Drei Männer und drei Frauen an Bord. Dann kam die Einsatzleitung mit einem VW-Bus. Auf dem See traf fast gleichzeitig ein Schlauchboot ein, der von der Seeseite aus den Schwan suchte. Und dann kam noch ein versprengter Feuerwehrmann mit dem Fahrrad hinterher. Mittlerweile stand auch schon die Dorfjugend Gewähr bei Fuß und die Gäste der umliegenden Lokale kamen rübergeschlendert.

Jetzt wollte ich unsichtbar werden. Klappt nur leider nie, so dass ich kleinlaut die Frage nach dem Feuer? Unfall? Wasistlos? mit „Schwan hat Angelschnur gefressen“ beantwortet habe. Die ersten Schaulustigen verließen unter abfälligen Bemerkungen die Bühne. Herr Feuerwehrmann lachte freundlich und meinte, Papa Schwan hat seit dem letzten Jahr die Strippe da zu hängen. Jetzt kam ich mir wirklich blöd vor. Ich bat ihn noch, mir schriftlich zu bestätigen, dass sowas für Schwäne total normal ist und sie daran nie und unter keinen Umständen verenden. Ich müsse das nämlich 100 weinenden, traumatisierten Kindern erklären. Übrigens war am Papa Schwan die letzen 13 Tage weit und breit keine Angelschnur zu sehen.. Und Papa Schwan ließ sich in dem Moment sehr effektvoll total erschöpft zu Boden sinken. Auf den ist Verlass!

Dann ließ sich der Feuerwehrtrupp überreden, doch mal gucken zu gehen. 10 Mann kreisten die Schwanenfamilie ein und beratschlagten, während die anderen 6 halt so rumstanden. Nach einer gefühlten Ewigkeit wurde Papa Schwan vom Rest der Familie separiert, die heftig aggressive Mama Schwan isoliert und einer hielt den Körper fest, während ein zweiter sich den Schnabel schnappte. In dem Moment kam von hinten der ruf des Einsatzleiters, der ziemlich genervt das Kommando gab, den Einsatz hier sofort abzubrechen.

Erneut kam ich mir total bescheuert vor, doch der Feuerwehrmann am Hals rief, er hätte es gleich. Und zog dem Schwan einen echt großen Haken aus dem Schlund. Ein Aalhaken von ungefähr 4 cm Länge und 2 cm Breite. Da brat mir doch einer nen Schwan!

Was waren wir erleichtert!

Mittlerweile war es halb Zehn, die Kinder überdreht und unser Abschlussektchen garantiert pupswarm.

Doch damit nicht genug!

Das am See verbliebene Trüppchen hatte sich zwischenzeitlich mit dem Nachbarn ein heftiges Wortgefecht geliefert. Dieser äußerte sich sehr ungehalten darüber, wie man denn nur für einen Vogel die Feuerwehr rufen könnte! Ein Wort gab das andere und die wortgewaltige Frau S. aus M., eindeutig als Bewohnerin der alten Bundesländer zu identifizieren, musste sich dann anhören, dass „nur ein blöder Wessi“ auf solche Ideen kommt! Nö, das war ein Ossi, der den Notruf tätigte!!!! Das würde niemals ein Ossi machen wurde gekontert und weitere Feinheiten des Gespräches habe ich ja leider verpasst… Immerhin reichte die Lautstärke aus um in der Klinik mit „na, du blöder Wessi!“ begrüßt zu werden. Herr Nachbar wird NIE erfahren, dass ich zwar in Brandenburg wohne, doch waschechte Berlinerin bin. WESTberlinerin…

Ist das nicht arm, dass sowas nach über 24 Jahren des Mauerfalls noch irgend eine Geige spielt???

Aber was soll’s. Wir haben Papa Schwan das Leben gerettet. Das gibt garantiert volle Punktzahl für’s Karma!

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Sommerurlaub

Zeit wird es für eine kleine Urlaubszusammenfassung.:

Geplant hatten wir nichts- der Lieblingskerl hat erst kurz vorher seinen Urlaub genehmigt bekommen und von daher konnte ich mich vorher gar nicht richtig festlegen. Unsere lustige schnelle Gartenschuppensanierung hat unbemerkt ein ganz schönes Loch in der Portokasse hinterlassen und irgendwie habe ich mich auf so ein spontanes ins-Auto-setzen-Ding gefreut.

Erste Vorbereitung: das zur zwischenzeitlichen Lagerung des Schuppeninhaltes aufgebaute Zelt wieder abbauen. Also Machete zücken und aus dem Rasenwildwuchs raustrennen. Meine Güte! Seit Ostern oder so stand diese Übergangslösung wohl im Garten. Und ich muss schon sagen: Sonnenlicht ist nicht zu unterschätzen! Die arme Zelthaut hat ganz schön gelitten, wurde porös und riss schnell ein. Zum Glück hat hier eine Rolle Spezialklebeband schnelle Hilfe gebracht und ich musste einige schlimme Schlitze zuflicken.

Weitere Vorbereitung: Alles, was irgendwie nach Camping aussieht, ins Auto werfen. Für den Rückspiegel dann wieder eine kleine Schneise einbauen. Und noch rasch einen Zeltplatz googlen. Navi braucht ja Futter! Und: irgendein Ziel im Leben ist nicht unwichtig! Also ging es los Richtung nord-östlichster Campingplatz Deutschlands.

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Dieser Zipfel von Deutschland liegt am Stettiner Haff und da gibt es noch nicht mal Füchse, die nem Hasen gute Nacht sagen könnten! Zumindest habe ich keine gesehen… Nur ein paar Meter weiter östlich hatten wir dann auch schon einen polnischen Anbieter im Handy.

Dort angekommen regnete es gerade aus Kübeln und irgendwie hatten wir uns den Einstieg in unseren Campingurlaub anders vorgestellt….

Dafür war der Platz recht hübsch gelegen. Vor unserem Zelt hatten wir noch 3 Meter Rasen und dann begann der Strand. Ideale Bedigungen auch für unseren Angler, der neben dem Bett quasi vom Steg aus angeln konnte. Interessanes am Rande: Angelkarte für einen Tag 6,00 EUR – Jahreskarte 10,00 EUR. Hä? Was’n das für ne seltsame Kalkulation??? Nun ja- Sohnemann ist jetzt stolzer Besitzer einer Jahresangelkarte für Mecklenburg-Vorpommern. Wer weiß, wozu das noch gut ist!

Unsere bereits vorhandene Ausrüstung haben wir in den folgenden Tagen noch wie folgt ergänzt:

– Wasserkocher – der vorhandene blieb zu Hause stehen

– Thermoskanne – die alte stand daheim gleich neben den Wasserkocher

– 2. Luftmatratze in 140×180 cm, da Lieblingskerl und ich auf einer nicht zum Schlafen kamen. Drehte sich einer, wurde der andere in die Luft hochgeschleudert. Nieste einer, vibrierte der andere. Hustete einer, bebte der andere. Liste beliebig erweiterbar…

– neue Luftpumpe. Vorhandener Blasebalg: 2 Stunden missmutiges drauf rumgetrete. Neue Doppelhubpumpe: lustiges 10-minütiges Armtraining.

– 2 Fleecedecken. Die Schlafsäcke waren einfach zu dünn für das plötzliche Herbstwetter

– Adapter für den Campingstromanschluss und 15 Meter Verlängerungskabel – drei Handys auf kurzen Fahren im Auto laden führte regelmäßig zu Interessenskonflikten der Nutzer.

– 4 Holzbrettchen – brauchten wir nicht, sahen aber total chic aus

– 1 Fleecejacke, eine fast winddichte Jacke und eine wirklich winddichte Jacke für mich – irgendwie war ich nicht auf Herbststürme eingerichtet

– 2 lange Hosen für mich – gleiche Begründung

– 1 Paar Stiefeletten für mich – die waren reduziert! und schön! und überhaupt! Schuhe!!!

– 1 warme Jogginghose für den Lieblingskerl – gehört zur naturgemäßen Verwahrlosung auf Campingplätzen und der Anpassung an vorherrschende Kleidungsideale

– 2 warme Sweatshirts für Lieblingskerl – aus den gleichen Gründen

– 1 Angel, 1 Kurbel und diverse Wobbler, Blinker und weiteres Angelgedöns für den Sohnemann. Nun ja – ich sag nur Angeljahreskarte!

– 1 Jeans für den Lieblingskerl. Sie war grün und ich habe ihn wohl irgendwie mit meiner Grünmacke infiziert

– 1 grünes Sweatshirt für den Sohnemann – aus irgendwie allen vorgenannten Gründen

– 1 Armband, 1 Kette, 1 Paar Ohrringe und 1 Ring für mich. Einfach nur, weil sie schön waren. Und Grün.

– Wolle. Wolle. Wolle. Und eine Häkelnadel und eine Anleitung zum Häkeln einer Boshi. Also einer Häkelmütze. Begründung: Wetter.

– Knüpf-Loom-Gummiringe für den Sohnemann. Der wollte bei Regen auch was zu tun haben.

– 1 Satz Schaschlikspieße. Jedes Mal gingen uns Zeltheringe verloren und wir fanden einfach keinen Ersatz. Dafür waren wir dann garantiert die einzigen mit echt langen rostfreien Edelstahl-Heringen!

– Klopapier. Auf einem Zeltplatz gab es keines.

Nach all diesen Anschaffungen war der Zelturlaub besser zu ertragen! An dieser Stelle hatten wir uns dann auch von der Idee verabschiedet, ein Campingurlaub im eigenen Land wäre finanziell schlank.

Trotzdem haben wir es insgesamt nur 7 Tage im Zelt ausgehalten. Danach war alles irgendwie feucht und muffig und wir hatten Rücken und Schulter und die Laune sank zusehens…

Nach dem Stettiner Haff haben wir noch Usedom, Rügen und den Darß bereist. In Zingst haben wir und dann recht genervt bei Dauerregen ein Apartement gemietet. Es war das letzte, welches bei der Zimmervermittlung noch zu haben war. An der Stelle war uns bereits egal, ob wir in einer maroden Kaschemme, auf Stroh im Stall schlafen oder sitzend in einer Badewanne. Aber es sollte einfach nur eine elend teure Nobelherberge direkt an der Seebrücke werden. Über den Preis spreche ich jetzt mal nicht… nur soweit: der Stellplatz für das Auto war NICHT dabei. Und in Zingst gilt ein Nachtparkverbot sagte der freundliche Mann an der Rezeption. Sofern man nicht die Luft aus dem Auto rauslassen und das zusammenfalten kann, braucht man also einen Stellplatz. Und dann verkaufte er uns einen für 12 EUR. Pro TAG!!!

Zusammengefasst kann man sagen, dass es nicht Jedermanns Geschmack ist, alle 2 Tage ein Zelt erst ab- und dann wieder aufzubauen. Insbesondere, wenn dieses regennass ist. Auch kommt nicht jeder damit klar, dass der Sand zwischen den Kiefern, den Dünen und der See überall hingelangt. Erst auf die Luftmatratze, dann in den Schlafsack, dann… uäh!

Aber wir haben echt viel gesehen, viel gelacht und Spaß gehabt.

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Noch ein recht sinnfreier Monolog beim Autofahren:

Lieblingskerl: „Pension: belegt. Ferienzimmer: belegt. Da- Ferienwohnung. Auch belegt. Ich frage mich immer, womit die denn belegt sind. Salami, Schinken… das könnte man doch dazu schreiben, oder? Nanu: da steht auf einem Schild „ÜF“! was ist denn ÜF? Üf, üffff??? Spricht denn hier keiner mehr Deutsch??? Nur noch in Lautsprache? Und dann guck Dir mal die ganzen Ortsnamen an! Sonstwas-vitz. Witz schreibt man mit W! Sowas! Sollen erst mal in die Schule gehen, bevor sie Ortsnamen erfinden. Üff, üff! Und hier gibt es Barther Tomaten. Naja – besser als harte Tomaten, wa?“

Ich habe Tränen gelacht!

ÜF ist übrigens Übernachtung + Frühstück 😉

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