Mich nervt zur Zeit alles und nix scheint zu klappen.
Nachdem ich vorletzte Woche ein MRT vom rechten Knie habe machen lassen, nahm ich an, sogleich zu wissen was los ist. Mitnichten! So ein MRT ist jetzt nüscht to-go, sondern braucht etwas Zeit. Keine Ahnung, ob die Einzelbilder erst wie ein Puzzle zusammengesetzt werden müssen, ein Film entwickelt werden muss oder es so lange dauert, eh ein Fachmann da einen Blick drauf werfen kann, um seinen Bericht darüber schreiben zu können. Am Donnerstag, nach dem MRT, sagte man mir, es wäre am Montag fertig. So ab halb 10. Kreisch! Und dann noch 10 weitere Tage warten, bis mir ein Arzt sagt, was das Ergebnis ist und wie es weiter geht? No way!!!
Also bat ich darum, mir am Montag die Unterlagen selbst abzuholen zu dürfen, um mir flugs einen Arzt zu suchen, der mir schneller helfen kann.
Was sich als echt schwierig rausgestellt hat. Ein Kollege, der selbst im Krankenhaus liegt, versorgt mich per Whattsapp mit den Telefonnummern seiner Lieblingsärzte. Aber es gab bei denanderen Orthopäden auch erst in 2 Wochen Termine und wenn’s um die Vorgeschichte des Knies ging und ich berichtete, dann hieß es „tut uns leid,aber sie können innerhalb eines Quartals nicht den Arzt wechseln!“
Na suuuper.
Irgendwie entfiel in der Zwischenzeit auch die Option, nachts mit Schmerzen in der Notaufnahme aufzuschlagen. Die bräuchten dann sicherlich auch ein MRT, welches ja noch nicht fertig war und wer weiß, ob einen die Knochen verfaulen, wenn man sich 2x die Woche durchleuchten lässt?
Also blieb mir nur übrig, bei meinem Orthopäden des 4. Quartals 2015 rumzujammern. Als ich sagte, ich habe nun auch Schmerzen im LINKEN Knie und das sei ja was völlig anderes und ich bräuchte einen Termin in der Akutsprechstunde für diese neue Erkrankung, habe ich für den vergangenen Montag noch einen zwischengeschobenen Termin mit Warten und Geduld mitbringen ergattert. Irgendwie blieb nur das dankbare Gefühl bei mir aus.
Also habe ich mich am Montag von meiner Mom in die Praxis fahren lassen und vorher noch das MRT eingesammelt. Neugierig wie ich bin, habe ich mir schon mal den Bericht dazu durchgelesen. Allerdings nicht sonderlich viel verstanden…
Nur „kleiner fokaler Schrägriss“ klang ohne nähere Kenntnis der Bedeutung von „fokal“ irgendwie ungut. Und auf diese Bilder kann ich minutenlang starren, ohne so recht zu wissen, was ich da eigentlich sehe. Aha, soso… Ich seh es nicht!
Der Doc guckte ähnlich angespannt darauf und erkannte den Riss ebenso wenig wie ich. Hiermit enden unsere Gemeinsamkeiten. Es gäbe für mich jetzt 2 Optionen: entweder lasse ich alles so wie es ist und lebe damit oder ich lasse das Knie operieren. So lassen?!? Guter Mann, ich rufe nach Hilfe, wenn ich mir eine Socke über den rechten Fuß ziehen will, kann nicht mehr durch einen Supermarkt laufen, ohne mich halb auf den Einkaufswagen drüber zu hängen und werde nachts wach, weil ich nicht mehr weiß, wie ich das rechte Bein schmerzfrei lagern soll. Treppen überwinden geht nur mit viel gutem Willen und einem stabilen Handlauf und wenn ich stehe, ertappe ich mich dabei, wie ich nur das linke Bein belaste und die Hüfte ins Klagelied der Schmerzen einstimmt. So lassen GEHT MAL SO GAR NICHT!!!
Also erhalte ich einen Termin für den Narkosearzt, einen OP-Termin, eine Überweisung zum Hausarzt wegen Blutwerte und EKG, ein Rezept für Thrombosespritzen und Schmerzmittel (bitte zur ambulanten OP mitbringen!) und ein Rezept für opthopädische Thrombosestrümpfe. Aaaah! So viel! So plötzlich! So surreal!
Bei der Gelegenheit frage ich mal zaghaft nach Krankschreibung und höre wie durch Watte, dass ich doch sitzen könne und im Büro arbeite. So what?! Da kann ich doch arbeiten gehen.
Als der erste Schock verdaut ist, rufe ich resigniert bei meiner Chefin an und erzähle ihr das alles. Sie rät mir, das Knie ordentlich zu bewegen. Ist ja kein Wunder, dass ich nicht laufen kann, wenn ich das Knie tagelang geschont habe!
Dienstag schleppe ich mich ins Büro und erhalte dort sofort ungefragt Tipps, Telefonnummern und gute Ratschläge wie „Aufbauspritzen!“ „Bloß nicht operieren!“ „Sofort operieren!“ und „du musst dringend abnehmen!“, während ich an der Wand gestützt im Flur stehe und eigentlich nur mal aufs Klo wollte.
Nachdem ich die „Tina und ihr rechtes Knie“- Story ungefähr 10x erzählt habe, werde ich bereits gefragt, ob ich denn nun endlich bei ihrem Wunderdoktor angerufen hätte. Nee, aber ich habe seit dem schon mal abgenommen *zähneknirsch*
Völlig überfrachtet mit Informationen, die ich nicht brauchte, rufe ich bei meiner Krankenkasse an. Ich habe da mal Fragen zum Arztwechsel innerhalb eines Quartals und zu Aufbauspritzen. Dabei erfahre ich, dass es einen – festhalten! – Teledoktor gibt, den ich um seine Meinung fragen kann. Sachen gibt’s! Der erklärt mir, dass Aufbauspritzen völliger Humbug sind und nur ein Weilchen Linderung bei Arthrose bringen, die ich nicht habe. Und ich abends von dem hauseigenen Orthopäden zurückgerufen werde. Na, ist ja schon mal was!
Zwischenzeitlich schmerzt mein Knie auch im sitzen und ist so angeschwollen, dass es mir fast die Jeans vom Leib sprengt. Ich mache dann mal Feierabend…
Das Gespräch mit dem Teleorthopäden verläuft sehr nett und er hört gut zu und erklärt mir alles geduldig. Der Meniskus ist sowas wie ein Knorpel, nur härter. Ein Riss zerfasert die Oberfläche, die dann an der Umgebung reibt und dort Schmerzen verursacht. Das kann sogar handelsüblichen Knorpel drumrum schädigen. Die Schwellung kommt daher, dass das Gelenk ein Schonpuffer aufbauen möchte und das ein eindeutiges Zeichen dafür ist, dass der Riss an einer Stelle liegt, wo er scheuert und stört. Sowas kann man dann nicht „einfach so lassen“ und eine OP ist unumgänglich. „Wenn ihr Knie anschwillt, dann weint es!“ In solchen simplen Bildern versteh ich das auch. Er würde mich bis zur OP krank schreiben und mir Ruhe verordnen.
So gestärkt breche ich Experiment Arbeit ab um melde mich am Mittwoch wieder bei meiner Chefin ab. Sie hat zwar noch ein paar Tipps, aber ich verzichte. Und lasse mich vom Hausarzt krank schreiben- dem ist das völlig klar, dass ich mit Schmerzen im Knie weder 2 Stunden Auto fahren noch 8 Stunden im Büro sitzen kann. Aber erst mal nur bis zum 19.- dann habe ich wieder einen Termin beim Orthopäden.
Daheim wandele ich die Couch zu meiner Bastion um, gucke Homeland (1-3) und Stricke. Ist auf Dauer zwar wenig spannend, aber was anderes geht ja gerade nicht. Offenbar verbreite ich auch keine positive Laune und werde langsam gemieden. Das macht mich traurig, aber hinterherrennen fällt ja auch gerade aus. Ich bin genervt.
Trotzdem gibt es positives zu berichten:
Kater Kalle geht es wieder richtig gut. Nase und Auge sind gut verheilt, das Beinchen hinkt nicht mehr
Sohnemann hat sich auch schnell erholt und war 2 Tage später wieder fit
Meine Mom kommt fast täglich vorbei und harkt draußen die Blätter. Sonst könnte ich vermutlich keine Tür mehr öffnen (ja- die öffnen nach außen!)
Der blöde Spruch von der Kollegin mit dem Abnehmen hat mich in den Grundfesten erschüttert. Auch wenn ihr der Charme fehlte, weiß ich, dass sie recht hat. Seit Montag bin ich auf Diät. Mal wieder was pulverförmiges aus Dosen. Etwas mehr als 3 Kilos sind weg und mein Knie wird mich dafür lieben!