Geborgenheit zum Löffeln

Kennt Ihr diese Gerichte aus der Kindheit, die sich wie eine warme Umarmung im Bauch ausgebreitet haben und die man komischer Weise nicht mehr als Bett gebracht bekommt, seit dem man nicht mehr zu Hause bei den Eltern wohnt?

Bei mir ist das Klütersuppe.

WHAT?!?! mögt Ihr jetzt denken… Zu Recht! Was soll das denn sein?

Also hier ein kleiner Exkurs…

Meine Sippe mütterlicherseits stammt aus Ostpreußen. Das war zu der Zeit, als meine Vorfahren dort lebten, ein Teil von Deutschland. Natürlich gibt es dort auch einen ganz bestimmten Akzent: „das Jielbe vom Eij“ – ihr habt das vielleicht schon mal gehört, meistens bei der Generation der Großeltern oder Urgroßeltern. Da heißen viel Sachen völlig anders… kennt jemand „Mostrich“ für Senf? Oder „Flins“ für Eierkuchen? Sicherlich doch aber „Marjellchen“ für Mädchen…oder? Egal. Die ostpreußische Küche ist nicht nur Königsberger Klopse und Piroggen, sondern für mich auch immer reich an Suppen gewesen. Bei uns gab es Sauerampfersuppe, Borschtsch und eben auch meine heißgeliebte

Klütersuppe.
Dafür vermischt man 2-3 Esslöffel Mehl mit einem Ei und einer Prise Salz und gibt noch einen Schuß Milch dazu – es darf nicht zu fest und nicht zu flüssig sein, denn die Mischung lässt man in 1 Liter aufgekochte Milch tropfen/ kleckern. Dann noch ein Paar Minütchen weiter erwärmen, bis die Klüter zur Oberfläche steigen. Die fertige Suppe würzt man mit einer Prise Salz oder – wem das besser gefällt – mit etwas Zucker oder Vanillezucker.

Mit dieser Suppe muss man sich unbedingt irgendwo bequem niederlassen und diese genüsslich löffeln. Und sich daran erinnern, wie einem die eigene Mutter immer betüddelt hat, wenn man etwas kränklich war oder fror.

Gestern hatte ich so einen Moment, in dem mir kalt, hungrig und bäh war – also habe ich meine Mom angerufen und sie nach diesem Rezept gefragt. Schön, dass es Dich gibt, Mama!

17 Gedanken zu “Geborgenheit zum Löffeln

  1. Das klingt spannend. Ich habe noch nie davon gehört, aber bei mir gibt es auch Geborgenheit zum Löffeln und zwar in Form von Griesbrei. Wenn gar nichts mehr geht, die Seele leidet, dann hilft mir fast immer ein Teller Griesbrei. Hach, herrlich. Den Begriff Mostrich kenne ich, woher weiß ich gar nicht, ich dachte immer, der stammt von hier? Vielleicht kenne ich ihn aber auch aus Kindertagen von der Oma (Breslau/Schlesien)? Ich weiß es nicht. Die anderen Begriffe klingen wie Esperanto für mich. 🙂 Ich finde es klasse, wenn diese sprachlichen Besonderheiten nicht verloren gehen. Und wenn sie dann noch in Form von gelöffelter Geborgenheit mit Ohren, Leib und Seele vereinnahmt werden, ist das doch ganz wunderbar. ♥

  2. So, bei Dir heißen die Klütern(n)! Bei uns heißen die Klunkern. 🙂
    Wir lassen die aber nicht in Milch fallen, sondern in einen Backobst- „Suppe“.

    LG Moni

  3. Das kenne ich auch! Meine Schwiegermutter kommt auch aus dem heutigen Polen, ich weiß nicht genau welcher Ort das war damals, als es noch Deutschland war.
    Sie nennt es aber „Klackerklümper“, lach 🙂 Ich habe sooo gelacht, als ich das Wort das 1. Mal hörte, heute sage ich es wie selbstverständlich, wenn ich koche 🙂

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