Kleiner Schwank aus dem Berufsleben

Uiuiuiiiii….

Es gibt diese und jene Tage, heute ist ein solcher und ich glaube, ich platze, wenn ich jetzt nicht noch ein paar Zeilen aus den Fingern fließen lasse! *booooom* Neinnein, keine Sorge, ich schreibe doch lieber 😉

Bei uns im Haus (Oberbegriff: Bank) ist es seit geraumer Zeit so, dass wir keinen Telefonservice mehr haben. Während alle „anderen“ nur noch ein Callcenter vorschieben, haben wir unseres geschlossen. Pfiffig. Jetzt ist also jeder Mitarbeiter „dran“ -sprich in der Telefonanlage angemeldet. Soweit die Theorie – natüüüürlich sind nur eine Hand voll Leute kontinuierlich erreichbar und garantiert nicht ans Telefon zu bekommen, wenn man sie mal braucht.

Also ist der Griff zum Telefonhörer stets auch ein Griff ins Ungewisse. Hier kann wirklich alles auflaufen! Nicht nur Themen, die man kann, auch durchaus Kurioses… ein Kessel Buntes!

Heute mal wieder: Anruf von einem Lieferanteneingang. Steht schon im Display. Wohl gemerkt in einer anderen Stadt. Der nette Mensch hat nur eine Klingel gedrückt und erwartete eine Türöffnung. Nun hat er mich im Ohr und ich erkläre ihm, dass ich aus schlappen 350 KM Entfernung leider nix für ihn tun kann. Er möge doch bitte durch Winken/Steinchen werfen/lautes Brüllen auf sich aufmerksam machen.

Zu allem Überfluss spinnt die Telefonanlage regelmäßig. Wie heute. Entweder erhält man 0 (in Worten: Null) Anrufe oder es klingelt permanent. Wollt ihr raten, welches Stöckchen ich gezogen habe? Riiiichtich!

Immer wieder erquicklich sind die Telefonate, die ungefähr so ablaufen:

Icke: *sage meinen Spruch auf* – suche unter einem Stapel Papier meinen Kugelschreiber…

Anrufer: „Guten Tag mein Name ist…“
– und jetzt kommt was völlig Unverständliches… vermutlich kommt das Telefonat über Handy aus dem Keller. Mit Funkloch. Und es hallt erbärmlich. Vielleicht noch Anrufer mit Akzent, Dialekt oder alles auf Englisch. Toll.

„Ich habe da mal eine Frage zu meinem Bausparquatsch“
-haben heute zwei Kunden genau so formuliert!!!

„Dann sagen Sie mir doch mal bitte die Kontonummer von Ihrem Bauspar..äh..vertrag“
-vielleicht kann ich auch ohne verständlichem Namen weiterhelfen. Kugelschreiber unauffindbar… ich greife zum Textmarker.

„Die Steuer-ID???“

„Nein, die Bausparnummer“
-Wo ist denn das Schmierpapier???

„Also mein Girokonto?“

„Nein, ich sehe nur ihre Bausparvertäge“

„Ach, DIE habe ich gerade nicht zur Hand!“
(warum auch…)

„Schade! Aber das macht nichts, ich suche sie gerne für sie raus. Dann sagen Sie mir doch bitte mal Ihren Namen“
*bitte bitte verständlich!*

Der Anrufer nennt einen Allerweltsnamen… so in Richtung Meiermüllerschulze

„Sind sie so nett und verraten mir auch noch ihren Vornamen?“
Jetzt kommt unter Garantie der Topp-Vorname in den immerwährenden Vornamensranglisten ever… Und der Kunde möchte jetzt! hier! sofort! eine spezielle Auskunft zu seinem Konto.

„Leider kann ich ihre Bausparnummer nicht rausfinden. Es gibt viele Kunden, die tatsächlich den gleichen Namen haben!“

Empörung macht sich breit. Dass ich nicht hellsehen kann ist nebensächlich und ich nenne in aller Ruhe meinen Allerweltsvornamen und doch eher seltenen Nachnamen für seinen Anwalt/ die Schlichtungsstelle/ die universelle Allmacht. Hach, was bin ich auch immer so kleinlich! Beim nächsten Anrufer heiße ich Elfriede Mustermann und denke mir Zahlen aus.

Aber immerhin Glück gehabt: in diesem Fall habe ich nicht aus Versehen schnell Notizen auf einer Liste gemacht… oder gar auf einem Kundenbrief….

Es gibt natürlich auch interessante Gespräche und echt fordernde Fragen, so dass der Job wieder richtig Spaß macht. Heute allerdings bin ich durch…

Ein völlig fremder Mensch hat mich heute immer gedutzt. Das hat mich etwas aus dem Konzept gebracht, weil ich nicht mehr wusste, ob überhaupt mir mir geredet wird oder vielleicht mit jemand anderen, der dem Anrufer gegenüber sitzt…

Spitze sind auch die älteren Ehepaare, wo ich mit dem holden Eheweibe telefoniere und diese dem werten Gatten simultan meine Worte übermittelt. „Mein Mann kümmert sich um das Finanzielle!“ Die Antworten kommen dann natürlich auch aus dem verhallten Hintergrund, werden aber von der Dame des Hauses überquatscht und so überlege ich schon hin und wieder, ob mir ausversehen der Hörer auf die Gabel fällt…. oder *kurz den Hörer auf die Tischkante schlagen* Hallo? Halloooo?? Es tut mir leid, ich hööööre sie nicht mehr… eine Alternative wäre.

Warum der Mann dann nicht gleich anruft ist mir unbekannt. Viellcht liegt es am Hörgerät. Oder telefonieren ist Frauensache. Prinzipiell. Wer eine Erklärung parat hat: immer her damit!

Da fällt mir noch was Lustiges ein:

In einem Telefonat brüllte mich mein Gesprächspartner bereits an, bevor ich was sagen konnte. Noch vor meinem Begrüßungssalm. Egal was ich sagte, es wurde lautstark reagiert. Irgendwas Konfliktbehaftetes war auch Inhalt des Telefonates. Irgendwann (ziemlich am Ende meiner Nerven und vor dem Versagen von Hammer, Amboss und Steigbügel) wurde es mir dann doch zu bunt und ich empfahl, den Tonfall zu ändern, da ich ansonsten das Telefonat beenden müsste. Da schrie der Kunde nur: „ES TUT MIR LEID -ICH BIN NICHT BÖSE SONDERN SCHWERHÖRIG UND KANN NICHT ANDERS!“

Und ich könnte wetten, dass demnächst wieder umstrukturiert wird. Das ist nämlich immer der Fall, wenn man sich gerade halbwegs an ein etabliertes System gewöhnt hat sich fast schon mit seinem Schicksal abgefunden hat.

Dann kann ich endlich wieder meine angestammte Arbeit erledigen… ähm, wenn denn alle Computerprogramme laufen, die ich dafür benötige. Denn heute ging das auch nur sehr eingeschränkt.

Während ich telefoniere bin ich übrigens nicht telefonisch erreichbar… d.h. mich erreichen auch noch Rückrufvereinbarungen. Zauberhaft!

Zu allem Überfluss gab es gerade Änderungen und Sonderaktionen… zwischen den Telefonaten lese ich mir also noch Fachwissen an, dass ich eigentlich gar nicht brauche.

Kann man die Festplatte des eigenen Hirns so vollschreiben, dass man so wichtige Informationen wie bespielsweise „wo geht’s nach Hause“ löscht?

Einer von den Tagen, wo nur noch der berühmte abgebrochene Fingernagel fehlt, um in seine Schreibtischunterlage zu heulen. Erneuter Lichtblick: immer noch alle Nägel dran 🙂

15 Gedanken zu “Kleiner Schwank aus dem Berufsleben

  1. Herrlich….zum-die-Wände-hoch-laufen !!! Nicht ganz so schlimm, aber ebenso nervig heute, letzteer Tag vor dem nicht verdienten Urlaub..
    WARUM müssen immer alle auf den letzten Drücker etwas von mir, vor allem Dinge, auf die man schon monatelang hingewiesen hat ? Oder irgendwas, vor allem sinnloses und gerade jetzt überflüssiges usw…GRRRR. Und nicht nur letzter Tag, auch STW`Wiegenfest jähr sich heute zum x-ten male und wir wollen Essen gehen….Und schon ist der Ganze Zeitplan im Arsch. Sicher, ich habe schon DEUTLICH schlimmere „letzte“ Tage gehabt, aber man wird ja nicht jünger und das Fell nicht unbedingt dicker…
    Aber dank meiner Lieblingskollegin, auch liebevoll „Cheffin“(sie haätte WIRKLICH das Zeug dazu) genannt, konnte ich dann doch mit nur eine dreiviertel Stunde Verspätung los…
    Ganz ehrlich, solche Tage sind aber auch das Salz in der so oft trüben Arbeitssuppe, sonnst wäre es doch stink langweilig !
    gblg + ua + t vom *ged*

    • Boah, erinnere mich nicht da dran! Ich habe auch nur noch 2 1/2 Wochen zum Arbeiten und dann 3 Wochen frei…. Da gibt es hier noch einige Ranklotztage mit Zaubern und Wunder vollbringen, damit die Kollegen nichts von meiner Arbeit übernehmen müssen. Gruselig!
      Immer dieser Stress.. zum Glück lohnt es sich dieses Mal – denn auch bei 2 freien Tagen ist vorher der gleiche Druck vorhanden.
      Ich kann auch gut ohne… ist meine Suppe eben etwas fader. Ich bevorzuge eh nur eine gute Würzung im Privatleben 🙂

  2. Ups….da fällt mir nur ein beruhigendes „Oooohhmmmmm“ ein. Denk an die Terasse und wie schön die wird. Und jedes kleine Schräubchen ist stellvertretend für einen Deiner Kunden.. Hihi…;-)
    Ich drück Dich mal!!
    Alles Liebe
    Kerstin

  3. *hihi*..Sorry aber ich befand mich gerade um mehr als 15 Jahre zurückversetzt. So ähnliche Anrufe bekam ich auch. Ich habe bei einer Versicherung gearbeitet… :o) Solche Tage kenne ich auch. *drückdichmal*

  4. Argh. Klingt vertraut. Zumindest die Grundstimmung. Ich sag nur: Samstag großes Sonmerfest: 2 Kollegen seit gestern krank, Anlage im Eimer, 2 andere Leute können nicht oder nur eingeschränkt … Das ist nur ein Bruchteil. Es wird auch wieder ruhiger. Bei uns beiden. Versprochen. Danke für deine irre witzigen Blogs. Die sind echt druckreif 🙂 liebste Grüße Laya

  5. ja ich sag da nur- augen auf bei der berufswahl- grins, außerdem bist du in meinen augen ja sowieso immer so gelassen und ruhig, vielleicht rufe ich dich mal auf arbeit an und versuche dich ein bischen auf die palme zu bringen- lach mit pseudonym natürlich

  6. Hihi, ich kann’s nachvollziehen! Ich hab GsD ja nicht mehr so viele Kunden am Ohr, die werden von selbst vergrault, so was aber auch. Ansonsten leide ich mit Dir, wenn es Dich ein bisschen aufmuntert. Und wenn ich mein viertes Buch schreiben sollte (mit Titel: „Warum Finnen Sozialautisten sind“), dann denke ich an Dich 😉 LG, H.

  7. Sehr amüsant beschrieben, dein weniger amüsanter Arbeitsalltag.
    Ja, so kanns gehen. Ich kenne mich da leider auch sehr gut aus.
    Auf den ersten Blick nervig, auf den zweiten dann doch irgendwie Realsatire.
    Hey, wir kriegen Geld für Comedy. Schließlich spielen wir auch mit.
    Andere müssen dafür zahlen.

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